Investitionen in Frauen nötig, um massive Arbeitskräftekrise in der Globalen Gesundheit abzuwenden
Berlin, 16. Oktober 2023. Weltweit werden laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2030 zehn Millionen Gesundheitsfachkräfte fehlen – 6,1 Millionen davon in Afrika – wenn nicht massiv in die Schaffung von guten Arbeitsplätzen vor allem für Frauen investiert wird. Da Frauen aktuell weltweit 70 Prozent des Gesundheitspersonals ausmachen, ist anzunehmen, dass der künftig steigende Personalbedarf auch hauptsächlich von Frauen gedeckt wird. Allerdings sind 50 Prozent der von Frauen geleisteten Arbeit unterbezahlt. Auch in Führungspositionen im Gesundheitssektor sind Frauen deutlich unterrepräsentiert: Nur 24,7 Prozent der Gesundheitsminister*innen weltweit und 25 Prozent der Führungskräfte in globalen Gesundheitseinrichtungen sind Frauen.
Auf diesen Missstand macht ONE anlässlich des Dinner Salons „If Women Ruled the Health World – Female Leaders for the Development of Sustainable, Reliant Health Systems“ der Global Perspectives Initiative im Rahmen des World Health Summit aufmerksam. An dem Dialogformat nehmen u.a. Vertreter*innen der Weltbank und des Entwicklungsministeriums teil.
Anlässlich der Veranstaltung weist ONE darauf hin, dass sich Deutschland gemäß seiner feministischen Entwicklungspolitik für eine Stärkung von Frauen in allen Bereichen der globalen Gesundheit einsetzen sollte. Zudem muss die Bundesregierung die Reform der multinationalen Entwicklungsbanken unterstützen, damit afrikanische Länder mehr Mittel für Gesundheitsinvestitionen zur Verfügung haben. ONE betont, dass Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam Lösungen entwickeln müssen.
Stephan Exo-Kreischer, Direktor von ONE Deutschland, sagt: “Eine gesunde Bevölkerung ist die Grundvoraussetzung, damit sich ein Land wirtschaftlich weiterentwickeln und seine Bevölkerung vor Armut schützen kann. Das geht nur mit ausreichend Gesundheitspersonal, doch hier besteht eine große Lücke, die sich noch vergrößern und zu einer Krise in der globalen Gesundheit führen wird, wenn wir jetzt nicht die richtigen Investitionen tätigen. Es braucht mehr Investitionen in Wissen, Personal und Ausbildung. Die Weltbank und andere Entwicklungsbanken können hier eine große Rolle spielen. Dazu sollte Deutschland eine Reform der Institutionen aktiv vorantreiben. Die gute Nachricht ist, dass der Gesundheitsbereich viele Möglichkeiten für Jobs und Wirtschaftswachstum für regionale Initiativen bietet. Das Entwicklungsministerium hat sich nicht nur einer feministischen Entwicklungspolitik verschrieben, sondern es verfolgt auch eine Sonderinitiative Beschäftigung. Entwicklungsministerin Schulze sollte sich dafür einsetzen, dass die Sonderinitiative auch Jobs für Frauen im afrikanischen Gesundheitssektor schafft. ”
Konkret fordert ONE:
- Deutschland soll sich dafür stark machen, dass mehr Frauen Führungspositionen im Globalen Gesundheitssektor besetzen. Aktuell ist nur jede vierte Führungsposition von einer Frau besetzt.
- Das Entwicklungsministerium muss sich auch bei multilateralen Ausgaben das Ziel setzen, dass bis 2025 93 Prozent der Mittel die Gleichberechtigung voranbringen. Aktuell bezieht sich das Ziel in der Strategie zur Feministischen Entwicklungspolitik nur auf bilaterale Mittel.
- Deutschland sollte die Partnerships for African Vaccine Manufacturing (PAVM) stark unterstützen, damit bis 2040 Tausende Jobs in Afrika geschaffen werden können, 12.500 allein im Zusammenhang mit der Herstellung von Impfstoffen.
Über die Veranstaltung (Anmeldungen für Pressevertreter*innen noch möglich):
Der von der Global Perspectives Initiative ins Leben gerufene Dinner Salon „If Women ruled the Health World – Female Leaders for the development of sustainable, resilient health systems in Africa” findet beim World Health Summit eine Bühne. Die teilnehmenden Entscheidungsträger*innen des afrikanischen und europäischen Kontinents werden erörtern, welche Faktoren Frauen daran hindern, Führungspositionen im Gesundheitssektor zu übernehmen, welche Bedingungen geschaffen werden müssen, um Frauen in diesen Positionen zu stärken, und wie Know-how und Fachwissen auf dem afrikanischen Kontinent gesichert und entwickelt werden können.
Der World Health Summit findet 2023 unter dem Motto „A Defining Year for Global Health Action” statt und erwartet über 300 Sprecher*innen aus allen Teilen der Welt, unter ihnen über 20 Minister*innen und Regierungsverantwortliche sowie Vertreter*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, und Zivilgesellschaft. Ziele des WHS sind, innovative Lösungen zur Verbesserung der globalen Gesundheit zu entwickeln, Austausch zu fördern, globale Gesundheit als zentrales politisches Thema zu implementieren, sowie die globale Gesundheitsdebatte im Sinne der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) voranzutreiben.
Informationen für Journalist*innen:
ONE ist eine internationale Bewegung, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis 2030 einsetzt. Damit jeder Mensch ein Leben in Würde und voller Chancen führen kann. Wir sind überparteilich und machen Druck auf Regierungen, damit sie mehr tun im Kampf gegen extreme Armut und vermeidbare Krankheiten, insbesondere in Afrika. Zudem unterstützt ONE Bürger*innen dabei, von ihren Regierungen Rechenschaft einzufordern. Mehr Informationen auf www.one.org.
In einer globalen Welt braucht Europa Afrika. Die Global Perspectives Initiative bringt die entscheidenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Medien und Zivilgesellschaft beider Kontinente an einen Tisch, um die gemeinsame Zukunft nachhaltig zu gestalten. www.globalperspectives.org
Pressekontakt:
Stephanie Wieck: 0174 / 45 99 19 0, [email protected]