ONE: G7-Gipfel muss Wendepunkt für Gleichberechtigung weltweit werden
Biarritz/Berlin, 21. August 2019. Kurz vor dem G7-Gipfel ruft die entwicklungspolitische Organisation ONE die G7 dazu auf, sich in Biarritz zu konkreten Maßnahmen und finanziellen Zusagen für Geschlechtergerechtigkeit weltweit zu verpflichten. Um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen, hat ONE einen offenen Brief initiiert, der weltweit von über 50 Nichtregierungsorganisationen unterzeichnet und in dieser Woche an die Staats- und Regierungsoberhäupter der G7 gesandt wurde. Die Organisationen warnen, dass die Welt noch meilenweit davon entfernt ist, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen – allen guten Worten zum Trotz. Der Brief ruft die G7 auf, sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen und einen unabhängigen Überprüfungsmechanismus zu beschließen, damit nachvollzogen werden kann, ob sie ihre Versprechen halten.
In einer Zeit, in der die Zukunft des Multilateralismus in Frage gestellt wird, sollten die G7 den diesjährigen Gipfel nutzen und zeigen, dass sie spürbare Verbesserungen für Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt anstoßen können.
Das Kernthema des Gipfels wird die Beendigung von Ungleichheiten sein. Geschlechtsspezifische Ungleichheit ist nach wie vor eine der größten Hürden für Wachstum und Wohlstand. Sei es beim Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, zu wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten oder zu neuen Technologien; gerade in Ländern, die von extremer Armut betroffen sind, sind Frauen stets benachteiligt. Dies ist nicht nur ungerecht, es hemmt auch die Entwicklung in diesen Ländern. Solange Frauen- und Mädchenrechte nicht maßgeblich verbessert werden, wird es unmöglich sein, die Nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen.
Gayle Smith, Präsidentin und Geschäftsführerin von ONE, sagt: „Es ist unfassbar, dass es noch 108 Jahre dauern soll, bis weltweit Gleichberechtigung herrscht. Ohne echte Gleichberechtigung wird die Hälfte der Weltbevölkerung von den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern im Stich gelassen. In Biarritz können sie das ändern. Sie sollten neue Gesetze, Maßnahmen und eine gesicherte Finanzierung beschließen, um Frauenrechte zu stärken und die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu verbessern.”
Konkrete Forderungen an Angela Merkel
ONE in Deutschland fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, sich zu substantiellen Maßnahmen zu verpflichten, die Frauen und Mädchen weltweit stärken. Gestern erst (20. August 2019) hatte der „Gender Equality Advisory Council” seinen Bericht an die G7 vorgelegt. Dieser Bericht identifiziert vier Kernbereiche, in denen die G7 und die eingeladenen Partnerstaaten konkrete Fortschritte machen sollen; entweder in Form von neuen Gesetzen oder politischen Maßnahmen. ONE fordert, dass sich Angela Merkel verpflichtet, mindestens eine Maßnahme in jedem der vier Bereiche einzuführen. Die Bereiche sind Bildung und Gesundheit, wirtschaftliche Stärkung, Beendigung geschlechterbasierter Gewalt und Gleichbehandlung von Frauen und Männern vor dem Gesetz.
Stephan Exo-Kreischer, Direktor von ONE in Deutschland, sagt: „Alle Chefs und Chefinnen der G7 haben in der Vergangenheit versprochen, Mädchen und Frauen zu stärken. Doch würden Worte ausreichen, um Gleichberechtigung herzustellen, müssten wir nicht länger warten. Wir müssen endlich Taten sehen.“
Exo-Kreischer führt aus: „Noch heute hat beispielsweise weltweit nur eine von drei Frauen Zugang zu einem Bankkonto. Um diesen Missstand und viele weitere zu beheben, liegen viele kluge und konkrete Vorschläge zusammengefasst in der sogenannten Biarritz Partnerschaft auf dem Tisch. Diese muss nun von den G7 verabschiedet und mit den nötigen Ressourcen ausgestattet werden. Angela Merkels Stimme hat innerhalb der G7 großes Gewicht. Sie sollte diese nutzen und sich für einen unabhängigen Rechenschaftsmechanismus einsetzen, der sicherstellt, dass Zusagen für die Stärkung von Frauen und Mädchen eingehalten werden und den Worten endlich Taten folgen.”
Weiterhin fordert ONE, dass Angela Merkel in Biarritz den deutschen Beitrag von einer Milliarde Euro zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria verkündet. Aids ist weltweit Todesursache Nummer 1 für Frauen unter 50.
Während des gesamten G7-Gipfels werden Campaigner*innen und Aktivist*innen von ONE die G7 an ihre Versprechen erinnern und sie dazu auffordern, die Biarritz Partnerschaft einzugehen.
Anlässlich des G7-Gipfels hat ONE ein amüsantes Video veröffentlicht, das die G7 als Superheld*innen zeigt, welche mit Superkräften für Gleichberechtigung kämpfen. Weitere Infos dazu und das Video finden Sie hier: https://www.one.org/de/press/one-veroeffentlicht-neues-video-zu-g7-agenda-sexismus-besiegen/
Weitere Informationen für Journalistinnen und Journalisten:
Für Medienanfragen während des G7-Gipfels in Biarritz wenden Sie sich bitte an:
- Karoline Lerche – +49 (0)173 249 0094 (Deutsch & Englisch)
- Ben Maitland – +44 (0) 7881 370 441(Englisch)
- Charlotte Grignard – +33 62 24 10 041 (Französisch und Englisch)
- Guadalupe de las Casas Escardo – +32 (0) 472 71 74 20 (Spanisch, Französisch, Italienisch, Englisch)
Über die Biarritz-Partnerschaft:
- Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums wird es beim jetzigen Tempo noch 108 Jahre dauern, bis weltweit Gleichberechtigung herrscht – und noch länger in den ärmsten Ländern der Welt (135 Jahre in Subsahara-Afrika). Der Bericht Equal Measures 2030 zeigt, dass kein einziges Land in der Lage ist, bis 2030 die Gender-bezogenen SDGs (Sustainable Development Goals) zu erreichen.
- Fehlende Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter gefährden Fortschritte der gesamten SDG-Agenda, weshalb eine ehrgeizige Partnerschaft erforderlich ist. Dieser G7-Gipfel sollte und kann das Blatt hinsichtlich globaler Gleichberechtigung wenden. Um Mädchen und Frauen – auch in den ärmsten Ländern – dauerhaft zu stärken, ist eine Kombination aus legislativen und politischen Veränderungen, finanziellen Verpflichtungen und einem soliden Rechenschaftssystem nötig.
- Weitere Informationen finden Sie hier: http://bit.ly/2GRSHHs und auf unserer englischsprachigen Hubpage zu der G7-Kampagne #ProgressnotPromises: https://www.one.org/international/take-action/progress-not-promises/