ONE fordert Bundesregierung auf, Sonderziehungsrechte an ärmere Länder weiterzugeben
Lerche: “Wir sitzen auf einem Konjunkturpaket für die Welt – und nutzen es nicht”
Berlin, 23. August 2021. Heute vergibt der Internationale Währungsfonds (IWF) Sonderziehungsrechte (SZR), eine Reservewährung des IWF, in Höhe von insgesamt 650 Milliarden US-Dollar an seine Mitgliedsstaaten. Die Entwicklungsorganisation ONE fordert reiche Länder auf, einen Großteil ihres SZR-Anteils an ärmere Länder abzugeben, damit sie die Folgen der Corona-Pandemie besser stemmen können.
Karoline Lerche, Interimsdirektorin von ONE Deutschland, sagt: “Die Neuzuteilung der Sonderziehungsrechte spült vor allem reichen Ländern viel Geld in ihre Kassen. Deutschland alleine erhält mehr Mittel vom IWF als der gesamte afrikanische Kontinent. Dabei benötigen die Länder Afrikas eine besonders große Liquiditätsspritze. Reiche Länder wie Deutschland müssen daher den Löwenanteil ihrer Sonderziehungsrechte an ärmere Länder abgeben. Damit können diese die wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie stemmen. Mehrere G20-Staaten haben bereits zugesagt, dass sie einen Teil ihrer Sonderziehungsreche nutzen wollen, um den Ländern zu helfen, die am stärksten unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie leiden. Die Bundesregierung blockiert hier leider. Wir sitzen auf einem Konjunkturpaket für die Welt – und nutzen es nicht.”
Der Anteil, den jedes Land an SZR erhält, wird anhand der Wirtschaftskraft des entsprechenden Landes im globalen Vergleich berechnet. Daher erhalten reiche Länder besonders viele SZR. Von den 650 Milliarden US-Dollar, die der IWF an SZR ausschüttet, erhält Deutschland 36,4 Milliarden US-Dollar (6 Prozent). Als Vergleich: Alle afrikanischen Länder zusammen erhalten lediglich 33,3 Milliarden US-Dollar (5 Prozent). Um Mittel für die Pandemie-Bekämpfung und das Ankurbeln der Wirtschaft zur Verfügung zu haben, benötigt Afrika bis 2025 jedoch 285 Milliarden US-Dollar. Die den Ländern des Kontinents zugeteilten SZR reichen bei weitem nicht, um die Liquiditätskrise Afrikas zu lösen. Wenn die G20-Staaten, darunter Deutschland, einen großen Teil ihrer SZR ärmeren Ländern zur Verfügung stellen, könnte diese Finanzierungslücke geschlossen werden.
ONE ist eine internationale Bewegung, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis 2030 einsetzt. Damit jeder Mensch ein Leben in Würde und voller Chancen führen kann. Wir sind überparteilich und machen Druck auf Regierungen, damit sie mehr tun im Kampf gegen extreme Armut und vermeidbare Krankheiten, insbesondere in Afrika. Zudem unterstützt ONE Bürger*innen dabei, von ihren Regierungen Rechenschaft einzufordern. Mehr Informationen auf www.one.org
Pressekontakt:
Scherwin Saedi: 0152 / 03 77 14 29, [email protected]