Neuer Index von ONE: Die 10 Länder, in denen es für Mädchen am schwersten ist, zur Schule zu gehen
Bitte beachten Sie die Sperrfrist: 10. Oktober, 00.01 Uhr (frei für Dienstagsausgaben)
Carolin Kebekus: „Was für uns selbstverständlich ist, ist für viele Mädchen ein Traum. Das muss sich ändern“
Berlin, 10.10.2017. Einen Tag vor dem Weltmädchentag veröffentlicht die entwicklungspolitische Organisation ONE den Bericht „Wo es für Mädchen am schwersten ist, in die Schule zu gehen“. 130 Millionen Mädchen weltweit gehen nicht in die Schule. Dies ist eine globale Krise, welche die Armut am Leben erhält. ONE-Unterstützerin und Komikerin Carolin Kebekus, die im Mai mit ONE in Sambia war und dort unter anderem auch Schulen besucht hatte, fordert mehr Anstrengungen beim Kampf für Mädchenbildung.
Der Index von ONE zeigt, dass neun der zehn Länder, in denen es für Mädchen am schwersten ist, zur Schule zu gehen, in Afrika liegen. Alle Länder gehören zu der Kategorie der fragilen Staaten. Süd-Sudan führt diese Negativliste an, gefolgt von der Zentralafrikanischen Republik und Niger. In diesen Ländern ist der Schulbesuch für alle Kinder schwierig, aber ONEs Daten zeigen, dass Mädchen vor besonders großen Hürden stehen.
Der Bericht legt auch dar, welche Hürden die Mädchen in den entsprechenden Ländern überwinden müssen. In Süd-Sudan gehen 74 Prozent der Mädchen zwischen 6 und 11 Jahren nicht in die Schule. Carolin Kebekus, die ONEs Arbeit für mehr Mädchenbildung unterstützt, sagt: „Leider zeigt der Bericht auch, dass die Umstände in den Schulen häufig schlecht sind: In der Zentralafrikanischen Republik zum Beispiel kümmert sich ein Lehrer oder eine Lehrerin um 80 Kinder – bei uns ist das Verhältnis 1 zu 12. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte mit 79 anderen Kindern im Unterricht gesessen – also ich hätte bestimmt nicht viel gelernt.” Carolin Kebekus weiter: „Mich beeindrucken diese Zahlen besonders, weil ich in Sambia auch einige Schulen besucht habe. Ich war total überwältigt, wie gerne die Kinder dort zur Schule gehen. Ich glaube, ich habe vorher nie ein Kind getroffen, das so glücklich war, in die Schule gehen zu dürfen. Was für uns selbstverständlich ist, ist in Ländern, die unter extremer Armut leiden, vor allem für viele Mädchen ein Traum. Das muss sich ändern”. Stephan Exo-Kreischer, Deutschland-Direktor von ONE, sagt: „130 Millionen Mädchen auf der Welt gehen nicht zur Schule. Der Grund ist meist ebenso einfach wie erschütternd: Sie sind als Mädchen in einem Land zur Welt gekommen, das von extremer Armut betroffen ist. 130 Millionen Mädchen – das sind 130 Millionen potentielle Ingenieurinnen, Unternehmerinnen, Lehrerinnen und Politikerinnen, die der Welt verloren gehen.“
Der Index wurde anhand von elf Indikatoren erstellt, die den Grad der Mädchenbildung abbilden. Dazu gehören Schulabschlussraten, der Alphabetisierungsgrad bei Mädchen und Frauen oder der Schüler*innen-Lehrkraft-Schlüssel. Die Indikatoren basieren auf globalen Daten. Einige Länder, wie etwa Somalia oder Syrien, wurden nicht in den Index aufgenommen, da zu wenig Datenpunkte vorlagen. Exo-Kreischer sagt dazu: „Unser Bericht führt vor Augen, dass uns wichtige Daten fehlen. Einige Länder, von denen wir wissen, dass es dort Riesenprobleme im Bildungsbereich gibt, haben es nicht in unseren Index geschafft, weil Informationen zu Mädchen dort einfach nicht erhoben werden. Mädchen Bildung zukommen zu lassen, beginnt damit, dass Mädchen in einer Gesellschaft zählen und gezählt werden.“
Im Februar 2018 findet die Finanzierungskonferenz für die Globale Bildungspartnerschaft (Global Partnership for Education, GPE) statt. Die GPE unterstützt und finanziert Bildung in Entwicklungsländern. Die Schulen, die Carolin Kebekus im Mai mit ONE besuchte, waren beide von der GPE unterstützt. Exo-Kreischer sagt mit Blick auf die Finanzierungskonferenz im Februar: „Diese globale Bildungskrise liefert keine dramatischen Bilder, die um die Welt gehen können, es gehen keine unmittelbaren Gefahren für uns in Europa von ihr aus, wie etwa beim Ausbruch von Ebola vor zwei Jahren. Diese Krise schreitet leise und vergleichsweise langsam, aber unerbittlich voran. Die Regierungen dieser Welt, allen voran Senegal und Frankreich, welche im Februar 2018 die Geberkonferenz für die Globale Bildungspartnerschaft ausrichten, müssen diese Krise ins Bewusstsein der Welt holen. Sie müssen diesen 130 Millionen Mädchen eine Stimme verleihen und dafür sorgen, dass uns dieses grenzenlose Potential nicht verloren geht, sondern zu Afrikas und unser aller Wohl genutzt wird. Sobald die neue Bundesregierung steht, sollte Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas einen angemessenen Beitrag zur Finanzierung der Globalen Bildungspartnerschaft zusagen. Wir werden nicht nachlassen, die Regierung daran zu erinnern, denn das ist das mindeste, was wir für die 130 Millionen Mädchen tun können.“ Konkret fordert Exo-Kreischer: „Als größte Volkswirtschaft Europas hat Deutschland die Verantwortung, einen angemessenen Beitrag zur Finanzierung der globalen Bildungspartnerschaft zu leisten. Aktuell beträgt dieser nur 7 Millionen Euro pro Jahr. Das ist viel zu wenig. ONE und andere zivilgesellschaftliche Organisationen fordern, dass Deutschland mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr aufwenden sollte.“
Informationen für Journalisten:
- Für Interviewwünsche zu dem Bericht mit ONEs Deutschland-Direktor Stephan Exo-Kreischer wenden Sie sich bitte an [email protected] (0173/2490094)
- Den Bericht (mit Sperrfrist bis 10.10.2017, 00.01 Uhr) finden Sie hier: http://bit.ly/2g4kpGv
- Hochauflösende Bilder von Carolin Kebekus mit Schüler*innen in Sambia erhalten Sie auf Nachfrage gerne kostenlos von uns.