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Neuer Aids-Bericht: Alarmierende Selbstzufriedenheit bei der weltweiten Aids-Bekämpfung

ONE: Stagnierende Mittel gefährden Erfolg im Kampf gegen HIV/Aids

Berlin, 27. November 2015. Zum Welt-Aids-Tag, der am 01. Dezember stattfindet, veröffentlicht die entwicklungspolitische Lobby- und Kampagnenorganisation ONE ihren aktuellen Aids-Bericht „Eine offene Rechnung“. Darin ruft ONE öffentliche und private Geber dazu auf, mehr Gelder aus mehr Quellen für die Aids-Bekämpfung aufzubringen. Zur erfolgreichen Beendigung von HIV/Aids als Epidemie bis 2030 fehlen jährlich 10,5 Milliarden Euro. Neben traditionellen Gebern müssen auch Länder mit hoher Aids-Belastung ihre Pflicht erfüllen. Bessere Daten und gezielte Schwerpunktsetzung können dazu beitragen, den Verlauf der Epidemie besser nachzuvollziehen, Hoch-Risiko-Gruppen zu erreichen und in den kommenden fünfzehn Jahren bis zu 21 Millionen Menschenleben zu retten.

Nach mehr als drei Jahrzehnten des weltweiten Kampfs gegen HIV/Aids macht sich in der Weltgemeinschaft eine gefährliche Selbstzufriedenheit breit. Aids ist aus den Schlagzeilen verschwunden und wird von der Politik stiefmütterlich behandelt. Der neue Aids-Bericht von ONE „Eine offene Rechnung“ konstatiert eine besorgniserregende Verharrung der weltweiten Ausgaben für die Bekämpfung der Epidemie. Im vergangenen Jahr beliefen sich diese in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf insgesamt 15,2 Milliarden Euro – und lagen somit unter dem historischen Hoch von 15,4 Milliarden Euro im Jahr 2013. Tobias Kahler, Deutschland-Direktor von ONE, sagt dazu: „Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, dann wird die tödliche Epidemie in fünfzehn Jahren wieder mit alter Stärke wüten. Neben traditionellen Gebern sind auch afrikanische Länder gefragt, mehr für die Stärkung ihrer Gesundheitssysteme aufzuwenden und diese effizienter für die Aids-Bekämpfung einzusetzen als bisher.“

Eines der wirksamsten Instrumente ist in diesem Zusammenhang der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose. Mit seiner Hilfe erhielten bereits 8,1 Millionen HIV-Infizierte eine Behandlung mit lebensrettenden Aids-Medikamenten. Im kommenden Jahr findet die nächste Wiederauffüllungskonferenz statt, um seine Finanzierung für den Zeitraum 2016-2019 zu sichern. Kahler dazu: „Bis zur Beendigung von Aids als Epidemie ist es noch ein langer Weg – der Globale Fonds ist dabei der beste Wegbegleiter. Ohne ihn stünden wir nicht da, wo wir heute stehen. Damit das Ziel erreicht werden kann, muss Deutschland seinen Jahresbeitrag von derzeit 210 Millionen auf 400 Millionen Euro deutlich erhöhen. Ob bei der erfolgreichen Wiederauffüllungskonferenz für die globale Impfallianz Gavi oder bei den Maßnahmen zur Prävention von Epidemien wie Ebola, die auf dem G7-Gipfel in Schloss Elmau vorangetrieben wurden: Die Bundesregierung hat in diesem Jahr bereits gezeigt, dass Deutschland imstande ist, in globalen Gesundheitsfragen Führung zu zeigen. Wir hoffen, dass Deutschland im kommenden Jahr bei der Geberkonferenz für den Globalen Fonds nicht dahinter zurückfällt.“

Das Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) stellt eine Finanzierungslücke von 10,5 Milliarden Euro fest, die bis 2020 gedeckt werden muss, um Aids als Epidemie zu beenden. Insgesamt liegt der Mittelbedarf für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei rund 28 Milliarden Euro. Um diesen Mittelbedarf zu schließen, stehen vier Geberkategorien in der Pflicht: Klassische Geberländer, „Neue Geber“, insbesondere Schwellenländer, der private Sektor sowie die am stärksten von HIV/Aids betroffenen Länder.

Der Bericht stellt zudem folgendes fest:

  • 1,9 Millionen Menschen wurden 2014 in Behandlungsprogramme mit lebensrettenden Aids-Medikamenten aufgenommen. Zeitgleich infizierten sich zwei Millionen Menschen neu mit HIV. Der Wendepunkt, an dem mehr Betroffene eine antiretrovirale Behandlung bekommen als sich Menschen mit HIV anstecken, ist noch nicht erreicht.
  • Es gibt ein sehr hohes Infektionsrisiko bei marginalisierten Gruppen. Das Risiko einer HIV-Infektion im Vergleich zu sonstigen Erwachsenen im zeugungsfähigen Alter ist bei
    – homosexuellen Männern 19 mal höher
    – Konsumenten von intravenös applizierter Drogen 28 Mal höher
    – und bei Transgender-Frauen 49 Mal höher.
  • Mädchen und junge Frauen in Sub-Sahara-Afrika haben ein dreimal höheres Risiko, mit HIV zu leben als ihre männlichen Altersgenossen.

Pressematerial:

  • Der Bericht „Eine offene Rechnung“ steht ab dem 1. Dezember 2015 unter www.one.org/aids zum Download bereit.
  • Eine Vorabversion des deutschen Berichts mit Sperrfrist finden Sie hier: http://bit.ly/1PRK1jt
  • Eine zweiseitige Übersicht zum Bericht finden Sie hier: http://bit.ly/1OjT6Aa
  • Im “Jahrbuch der Regierungen” wird das unterschiedliche Engagement der Geberländer im Kampf gegen HIV/Aids aufgezeigt: http://bit.ly/1YxsHl8

Über ONE:
ONE ist eine Lobby- und Kampagnenorganisation zur Bekämpfung von extremer Armut und vermeidbaren Krankheiten, insbesondere in Afrika. Im Dialog mit der Öffentlichkeit und politischen Entscheidern setzt sich ONE für kluge und effektive Politikansätze und Programme ein, um Aids und vermeidbare Krankheiten zu bekämpfen, Investitionen in Landwirtschaft und Ernährung zu erhöhen und mehr Transparenz in Armutsbekämpfungsmaßnahmen zu schaffen. Über 7 Millionen Menschen unterstützen die überparteiliche Arbeit von ONE mit ihrer Stimme.

Mehr Informationen unter www.one.org oder folgen Sie uns auf Twitter: @ONEDeutschland

Pressekontakt:

Scherwin Saedi*, Tel.: 030-319 891 578, 0173/5419800, [email protected]

* In Vertretung von Karoline Lerche, die ab 15. Februar 2016 wieder im Büro sein wird.