Covid-19-Konferenz der WHO muss Weg für gerechten Zugang zu Corona-Impfstoff ebnen
- Staatengemeinschaft muss mindestens 7,5 Milliarden Euro aufbringen
- NGO ONE fordert Führungsrolle Deutschlands
- Corona-Impfstoff darf Entwicklungsländern nicht erst in sieben Jahren zur Verfügung stehen
Berlin, 24. April 2020. Heute hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit vielen Partnern den Start eines großen Finanzierungsmarathons für einen COVID-19-Impfstoff, den Act Accelerator, angekündigt. Ab dem 4. Mai 2020 sind Regierungen, Stiftungen und Unternehmen aufgerufen, Finanzzusagen zu machen, um die Forschung und Entwicklung eines Corona-Impfstoffes voranzutreiben und für eine gerechte und gleichmäßige Verteilung dessen zu sorgen. Dazu sind mindestens 7,5 Milliarden Euro (8 Mrd. US-Dollar) nötig. Die Entwicklungsorganisation ONE begrüßt diesen Schritt, da die globale Corona-Pandemie nur global gelöst werden kann. Nur wenn alle Menschen auf der Welt gleichzeitig Zugang zu einem Impfstoff bekommen, kann die Pandemie nachhaltig bekämpft werden.
“Der heute angekündigte Finanzierungsmarathon zeigt, dass die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit beim Kampf gegen COVI-19 erkannt wurde – das ist ein ermutigendes Zeichen,“ sagt Stephan Exo-Kreischer, Deutschland-Direktor von ONE.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat angekündigt, dass Deutschland Ko-Gastgeberin der Finanzierungskonferenz am 4. Mai sein wird. Sie wies außerdem darauf hin, dass das Engagement für Afrika von besonderer Bedeutung sei. Der künftige Impfstoff sei außerdem als globales öffentliches Gut zu behandeln.
„Wichtig ist, dass die Bundesregierung nicht nur eine Führungsrolle bei der vollständigen Finanzierung einnimmt. Deutschland muss sich auch dafür stark machen, dass ein gerechter Zugang aller zu dem künftigen Impfstoff und den Medikamenten gewährleistet ist. In der Regel erreichen neu entwickelte Impfstoffe und Medikamente Entwicklungsländern erst mit sieben Jahren Verzögerung. Diese Verzögerung, die an sich bereits beschämend ist, darf es bei Covid-19 nicht geben. Das würde viele Menschenleben weltweit kosten,“ so Exo-Kreischer weiter. „Das Virus kennt keine Grenzen, deshalb müssen auch wir grenzüberschreitend denken, planen und handeln. Ansonsten werden wir die Corona-Pandemie weltweit nicht in den Griff kriegen .“
Um COVID-19 erfolgreich zu bekämpfen, fordert ONE in Deutschland von der Bundesregierung:
- Einen ambitionierten Beitrag zur und eine Führungsrolle bei der Mobilisierung von mindestens 7,5 Milliarden Euro zur Finanzierung von Forschung, Entwicklung und Bereitstellung von Behandlungen für alle. Zudem fordert ONE die Unterstützung von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit in Ländern mit den schwächsten Gesundheitssystemen.
- Deutschland sollte einem Pool für geistiges Eigentum beitreten, der Patentrechte und Testdaten sammelt und so zu einem gleichberechtigten Zugang zu Impfstoffen und Medikamenten unabhängig von Einkommen und Nationalität beiträgt. In der Regel dauert es sieben Jahre, bis Impfstoffe und Medikamente auch in Entwicklungsländern zur Verfügung stehen. Diese Verzögerung darf es bei Covid-19 nicht geben.
- Die volle Finanzierung der Impfallianz Gavi. Insgesamt benötigt Gavi für die kommenden fünf Jahre mindestens 7,4 Milliarden US-Dollar. Deutschland muss seine Zusage von 600 auf 700 Millionen Euro erhöhen. Damit wird sichergestellt, dass die routinemäßigen Impfungen in den von Armut betroffenen Ländern der Welt nicht unterbrochen und gleichzeitige Epidemien verhindert werden.
- Deutschland sollte sich für die Einführung von Preiskontrollen für Impfstoffe stark machen. Dadurch wird sichergestellt, dass die wichtigsten Impfstoffe und Medikamente die Menschen erreichen, die am stärksten gefährdet sind. Die Preiskontrollen führen in Entwicklungsländern zu einem niedrigeren Preis, ohne den Anreiz für die Herstellung von Impfstoffkandidaten zu beeinträchtigen.