ONE ruft die Politik auf, genau hinzuschauen bei BioNTech-Versprechen für mehr Impfstoffproduktion in Afrika
Lerche: “’BioNTainer’ sehen auf den ersten Blick vielversprechend aus, werden aber alleine die Impflücke in Afrika nicht schließen – noch ist es zu früh zum Jubeln”
Marburg, 16. Februar 2022. Heute verkündete das Pharmaunternehmen BioNTech in Marburg den Aufbau von mobilen Produktionsmodulen zur Herstellung von mRNA-Impfstoffen (“BioNTainer”), die in Ghana, Ruanda, Senegal und Südafrika aufgebaut werden sollen. Die Entwicklungsorganisation ONE begrüßt den Aufbau von Impfstoffproduktionsstätten in Afrika, mahnt jedoch an, dass BioNTech damit noch nicht seiner Verantwortung gerecht wird, für eine zügige und gerechte Verfügbarkeit von Impfstoffen zu sorgen. Entscheidend ist die Weitergabe der Technologie, des Know-Hows und idealerweise Lizenzen an Hersteller in Afrika. Nur so lässt sich der gewaltige Impfrückstand in Afrika aufholen und künftigen Pandemien schneller, effektiver und gerechter begegnen.
Karoline Lerche, Vize-Direktorin von ONE Deutschland: “Für den großen Jubel ist es leider noch zu früh. BioNTechs heutige Ankündigung ist ein erster und ein großer Schritt in die richtige Richtung. Aber BioNTechs bisheriger Widerstand gegen das Teilen von Wissen um die mRNA-Technologie stimmt uns immer noch skeptisch. Wir werden also genau hinschauen, was die nächsten Schritte sein werden. Es geht jetzt darum, zügig die Produktion mit Fachkräften aus Afrika aufzubauen und die Module sowie das Wissen und die Technologie so schnell wie möglich afrikanischen Partnerunternehmen zu überlassen. Aber alleine wird BioNTech das Problem des grassierenden Impfstoffmangels und der Verteilungsprobleme in Afrika nicht lösen können – ‘BioNTainer’ hin oder her. Umso wichtiger ist es, dass das Unternehmen nicht nur eigene Produktionsstätten in Afrika aufbaut, sondern auch tatsächlich bereit ist, das Know-How und die Technologie für die Herstellung von mRNA-Impfstoffen mit Pharmaunternehmen in Afrika zu teilen. Wir werden genau hinschauen – und das sollte die Politik ebenfalls tun.”
Afrika wurde bisher bei Impfungen zurückgelassen
Während in Deutschland rund 75 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind, sind es in Afrika durchschnittlich weniger als zwölf Prozent. Hierzulande haben bereits über 55 Prozent der Menschen eine Auffrischungsimpfung (Booster-Impfung) bekommen, wohingegen in Ländern wie Tschad oder der Demokratischen Republik Kongo so gut wie niemand gegen Covid-19 geimpft ist. Insgesamt wurden in reichen Ländern etwa 17mal so viele Booster-Impfungen verabreicht wie Erstimpfungen in Afrika. Dort findet lediglich ein Prozent aller weltweit durchgeführten Impfungen statt. Die Afrikanische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 60 Prozent der Impfstoffe selbst herzustellen, die auf dem Kontinent benötigt werden. ONE fordert, dass Politik und Pharmaunternehmen wie BioNTech sich immer daran messen lassen müssen, was sie zu diesem Ziel beitragen.
ONE ist eine internationale Bewegung, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis 2030 einsetzt. Damit jeder Mensch ein Leben in Würde und voller Chancen führen kann. Wir sind überparteilich und machen Druck auf Regierungen, damit sie mehr tun im Kampf gegen extreme Armut und vermeidbare Krankheiten, insbesondere in Afrika. Zudem unterstützt ONE Bürger*innen dabei, von ihren Regierungen Rechenschaft einzufordern. Mehr Informationen auf www.one.org.
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