Ob im Lockdown oder nicht: Kaffee gehört für die meisten Menschen in Deutschland zur Tagesordnung. Daran hat auch COVID-19 nichts geändert. Neun von zehn Menschen in Deutschland genießen täglich im Durchschnitt rund drei Tassen. Das ist beachtlich. Zum diesjährigen Weltkaffeetag geht es uns allerdings um etwas Größeres: die internationale Handelswelt. Denn anders als der Kaffeekonsum in Deutschland sind Lieferketten stark von der momentanen Pandemie betroffen. Und damit auch Millionen Kaffeebäuerinnen und -bauern mitsamt ihren Familien.
Du bist selbst Kaffeetrinker*in? Dann ist hier deine Aufmerksamkeit und dein Handeln gefragt.
Zweifellos stellt die Pandemie globale Handelsketten hart auf die Probe. Schätzungen zufolge könnte der internationale Warenhandel bis Ende 2020 um bis zu 32% abnehmen. Doch das Virus offenbart insbesondere eines: die wenigsten Produzent*innen in Ländern des Globalen Südens können sich in diesen unsicheren Zeiten auf ein soziales Sicherheitsnetz verlassen. Stattdessen sehen wir Ungerechtigkeiten in Lieferketten zur Zeit nur noch weiter verschärft. Der Kaffeesektor ist da keine Ausnahme.
Herausforderungen durch COVID-19 für Kaffeeproduzent*innen
Bereits vor der Krise erhielten Kaffeebäuerinnen und -bauern Löhne, die bis zu 40% unter einem angemessenen Niveau lagen. Gleichzeitig sind sie abhängig vom stark schwankenden Kaffeepreis an der Börse. Seit März 2020 ist dieser aufgrund von Unterbrechungen in globalen Lieferketten weiterhin extrem unbeständig. Einschränkungen im internationalen Im- und Export und reduzierte Haushaltseinkommen lassen zusätzlich vermuten, dass die weltweite Kaffee-Nachfrage ein Tief verzeichnen wird. Länder, in denen die Erntezeit mit Phasen hoher Infektionszahlen zusammenfallen, sind besonders von Ausgangssperren und Maßnahmen wie Abstandsregelungen betroffen – denn dort können die Kaffeebäuerinnen und -bauern nicht wie gewohnt ihrer Arbeit nachgehen und es kommt zu Ernteausfällen.
Die große Mehrheit der Kleinbäuerinnen und -bauern erhalten durch ihre Arbeit in der konventionellen Kaffeeproduktion keinen ‚Living Income‘ – also genug Lohn, um ihnen und ihren Familien ein Leben in Würde mit Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung zu ermöglichen. Auswirkungen des Virus unterbrechen Lieferketten, gefährden Arbeitsbedingungen und bedrohen die Gesundheit. Dadurch steigen die Lebenserhaltungskosten in vielen Anbauländern im Globalen Süden und es kommt gleichzeitig zu Einkommensausfällen. Das ‚Living Income Gap‘ – also die Differenz zwischen tatsächlichen Löhnen und einem ‚Living Income‘ – wird sich durch COVID-19 höchstwahrscheinlich in Zukunft weiter vergrößern.
Warum die Karten fairer gemischt werden müssen
Fairhandelsorganisationen wie Fairtrade kehren dieser Krise nicht den Rücken. Stattdessen wurden für Kleinbäuerinnen und -bauern, die im Fairen Handel arbeiten, bereits zu Beginn der Krise Hilfsfonds für Sofortmaßnahmen mobilisiert. Diese sollen dabei unterstützen, die Folgen der Krise zu bewältigen, Sicherheit am Arbeitsplatz zu garantieren und Lohnengpässen vorzubeugen. Zusätzlich setzen sie sich im Dialog mit der Politik und Unternehmen dafür ein, dass Warenströme aus dem Globalen Süden aufrechterhalten werden. Ein faires Umdenken im internationalen Handel ist für den Aufbau eines widerstandsfähigerem Systems dringend notwendig. Denn die Pandemie zeigt: in Zeiten der Krise trifft es die Produzent*innen in Anbauländern am härtesten.