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Weltbevölkerungstag 2020: Ein milliardenschweres Potenzial 

Der Weltbevölkerungstag wurde am 11. Juli 1987 anlässlich des  “Five Billion Day” ins Leben gerufenAn diesem Tag wuchs die Weltbevölkerung auf fünf Milliarden Menschen an. Seitdem soll er jährlich darauf aufmerksam machen, dass nachhaltige Entwicklung nur dann möglich ist, wenn demografische Trends nicht außer Acht gelassen werden. Denn: Unsere Bevölkerung wächst jedes Jahr um weitere 100 Millionen Menschen. Alle von ihnen verdienen ein Leben voller Chancen, frei von extremer Armut und Hunger. 

1994: Ein Plan für nachhaltiges Bevölkerungswachstum  

Kairo 1994: Die erste Weltbevölkerungskonferenz (International Conference on Population and Development, kurz: ICPD) findet stattDort arbeiteten die Regierungen von 179 Ländern ein Aktionsprogramm aus, daseitdem als Leitfaden für internationale politische Maßnahmen für nachhaltiges Bevölkerungswachstum dient. Das Bemerkenswerte an diesem Programm: Es betont die Wichtigkeit von gesundheitlicher Aufklärung und aktiver Teilhabe und Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen. Das ist zentral, denn diese Punkte wirken auch effektiv gegen extreme Armut – eine der größten Herausforderungen in bevölkerungsstarken, weniger entwickelten Ländern 

2014 wurde dieser Plan erneut überarbeitetIm Mittelpunkt stehen weiterhin Punkte, die unerlässlich für ein Ende extremer Armut sind: Gezielte Förderung von Frauen und Mädchen, Bildung und eine vorausschauende Einbeziehung künftiger Migrationsströme durch Konflikte, Nöte und die Auswirkungen der Klimakrise. An dieser Stelle möchten wir noch zwei weitere Aspekte hervorheben, die dringend unsere Aufmerksamkeit benötigen: Ernährungssicherheit und die Möglichkeiten der demografischen Dividende.  

11 Milliarden bis 2100? – Herausforderungen und Chancen 

 

Keur Simbara, Senegal (February 17, 2017)

  1. Die Macht der Bildung
    Wenn Kinder, insbesondere Mädchen, Zugang zu qualitativer Bildung erhalten, nehmen sie die eigene Lebens- und Familienplanung häufig selbst in die Hand. Bildung, insbesondere zu sexueller und reproduktiver Gesundheit, zeigt Frauen und Mädchen auf, wie vielfältig sie ihre Zukunft gestalten können. Diese Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht, das weiterhin Millionen Kindern weltweit verwehrt bleibt. Dabei sprechen die Zahlen für sich: Bildung senkt die Geburtenrate und verlangsamt das Bevölkerungswachstum. Gute Schulbildung verringert auch andere Risiken, denen Frauen und Mädchen ausgesetzt sind. In Ländern des globalen Südens laufen Millionen Mädchen und Frauen jährlich Gefahr, Opfer gewaltsamer Eingriffe in ihr Leben zu werden. Zwangsverheiratung ist weiterhin tägliche Realität für Tausende Mädchen weltweit. Dabei werden nicht nur Kinderrechte missachtet, sondern viele Türen für immer verschlossen. Mädchen, die solche Eingriffe erfahren, bekommen im Vergleich wesentlich früher Kinder und müssen ihre Schulbildung abbrechen. Menschenrechtswidrige Praktiken in jungem Alter, wie weibliche Genitalverstümmelung, nehmen häufig zerstörerischen Einfluss auf das Selbstbewusstsein sowie die mentale und physische Gesundheit von Mädchen, oft lebenslang. Gegen solche gewaltsamen Eingriffe in das Leben von Mädchen und Frauen wirkt Bildung effektiv, denn durch sie entwickeln sich oft Widerstand und der Wille zur Selbstbestimmung. Bildung ist somit gleichermaßen Schlüssel für Gleichberechtigung, nachhaltiges Bevölkerungswachstum und ein Ende extremer Armut.

    Olivia Gimbo, who is a beneficiary of PRP (Protacted Relief Programme), holds up her families supply of food for the week in Epworth, Harare on the 22nd April, 2009. The PRP programme via the NGO’s Practical Action, Christian Aid and the World Food Programme, is supported by AusAid, provides cash transfers to vulnerable people throughout Zimbabwe as the economic situation deteriorates.

  2. Nachhaltige Ernährung für Milliarden
    Eine wachsende Bevölkerung stellt eine wachsende Herausforderung für Ernährungssicherung und Wasserressourcen darEs bedarf landwirtschaftlicher Methoden, die zukunftsfähig sind. Besonders in trockenen oder tiefen Regionen müssen Prozesse wie Wüstenbildung und Dürren, aber auch Überschwemmungen und der ansteigende Meeresspiegel als Resultate des Klimawandels mitgedacht werden. Diese kosten Regierungen weniger entwickelter Länder weltweit jährlich Milliarden. Ernährungssicherung muss sich nachhaltig gestalten, nicht nur um Unterernährung und Hunger entgegenzuwirken, sondern auch, um die Landwirtschaft als Arbeitssektor zu sichern. In zahlreichen Ländern Sub-Sahara-Afrikas arbeitet die Mehrheit der Bevölkerung im landwirtschaftlichen Sektor. In Uganda sind es beispielsweise beinahe 70, im Süd-Sudan sogar 90 Prozent. Damit sind diese Länder besonders vulnerabel für klimatische Katastrophen. Zusätzlich werden Länder des globalen Südens und besonders Sub-Sahara-Afrikas in den nächsten Jahrzehnten das stärkste Bevölkerungswachstum verzeichnen. In vielen von ihnen wird sich die Bevölkerung bis 2050 verdoppeln

    Credit: United Nations, DESA, 2019

  3. Die Chance der jungen Bevölkerung
    Länder Sub-Sahara-Afrikas könnten mehr als die Hälfte des gesamtem Bevölkerungswachstums in den kommenden Jahrzehnten ausmachen. Im Gegensatz zu den anderen Kontinenten wird vermutet, dass Afrikas Bevölkerung bis zum Ende des Jahrhunderts wachsen wird. Dabei bestimmt das Verhältnis der Altersgruppen maßgeblich die Chancen für die Wirtschaft in einem Land. Ideal ist: Arbeitsfähige Menschen zwischen 25 und 64 machen den größten Anteil aus. Denn dann sorgt ebendiese Altersgruppe für wirtschaftliches Wachstum und Staaten erzielen höhere Einnahmen. Bedeutet: Die Zahl der Menschen, die aktiv zur Wirtschaft beitragen, überwiegt die jener, die von ihr abhängig sind. Die Bevölkerungsentwicklung in Ländern des globalen Südens, wie Sub-Sahara-Afrika, vollzieht sich auf ebendiese Weise. DieseEntwicklungspotenzial wird oft die demografische Dividende genannt. Diese ist und bleibt jedoch zunächst genau das: Ein Potenzial. Zahlreiche Faktoren werden in der Zukunft bestimmen, ob diese Chance genutzt werden kann. Zunächst ist sicherzustellen, dass für die rapide wachsende junge Bevölkerung vor Ort ausreichend menschenwürdige Arbeit geschaffen wird. Damit einhergehend sind zielgerichtete Investitionen in Bildung und Gesundheit unerlässlich. Nicht zuletzt spielt die Förderung von Gleichberechtigung für Frauen und Mädchen eine elementare Rolle. 

    Die demografische Dividende stellt sich allerdings nicht automatisch ein, wenn es genug Menschen im entsprechenden Alter gibtDazu müssen die sozioökonomischen Bedingungen stimmen und junge Menschen müssen in der Lage sein, Arbeit zu finden. Dies können und müssen wir durch unseren Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung unterstützen. So könnte sich aus der wachsenden jungen Bevölkerung, besonders in Afrika, eine wahre Chance ergeben.  

Der Blick nach vorn 

Viele Staatenzusammenschlüsse wie die Afrikanische Union haben Pläne, das Potenzial der demografischen Dividende auszuschöpfen. Jedoch benötigt es die entschlossene Unterstützung einer internationalen Staatengemeinschaft, um nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Auch hier wird das Erreichen der Agenda 2030 und der Agenda 2063 der AU maßgeblich bestimmen, ob sich Bevölkerungswachstum in Zukunft als Bürde oder Chance herausstellt.  

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