Wenn du an Feminismus denkst, fallen dir bestimmt als erstes Frauenrechte ein. Es gibt jedoch viele richtige Definitionen von Feminismus und er ist nicht nur auf Frauenrechte beschränkt. Trotzdem wird vor allem der Feminismus-Begriff oft missverstanden oder einseitig interpretiert. Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Theorien und Bewegungen durchgesetzt. Manchmal passen sie gut zusammen und hin und wieder widersprechen sie sich. Vor allem in konservativen politischen Debatten ist der Feminismus-Begriff oft negativ behaftet. Doch was bedeutet es eigentlich, feministisch zu sein?
Natürlich haben auch wir darauf keine allgemeingültige Antwort. Trotz der verschiedenen Definitionen von Feminismus bleiben aber einige Grundprinzipien oft ähnlich. In einer Umfrage haben wir verschiedene Menschen gefragt, was es für sie bedeutet, feministisch zu sein. Diese Punkte wurden dabei besonders hervorgehoben.
Inklusion, Perspektivenvielfalt und hinterfragen von Strukturen
Feminismus bedeutet, bei Handlungen und Denken darauf zu achten, die Perspektive von Minderheiten und diskriminierten Gruppen einzubeziehen. Es geht also darum, die Stimmen und Erfahrungen von marginalisierten Gruppen bewusst zu berücksichtigen und in die eigenen Handlungen und Überlegungen zu integrieren. Marginalisierte Gruppen sind die, die “an den Rand” der Gesellschaft gedrängt werden und deshalb weniger an politischen, kulturellen oder wirtschaftlichen Leben teilnehmen können. Das wird auch als intersektionaler Feminismus bezeichnet.
Gleichzeitig bedeutet feministisch sein Menschen, die von struktureller Diskriminierung betroffen sind, aktiv mitzudenken, in Entscheidungen einzubeziehen und nach und nach der strukturellen Diskriminierung entgegenzuwirken. Also ein aktives Handeln, das darauf abzielt, Ungerechtigkeiten abzubauen und Betroffene in Entscheidungsprozesse zu involvieren.
Femistisch sein bedeutet, zu jeder Zeit und an jedem Ort gleiche Chancen, Rechte und Möglichkeiten zur Teilhabe für alle Geschlechter einzufordern. Strukturen und Systeme, die für die Unterdrückung und Benachteiligung von FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen) verantwortlich sind, anprangern und demokratisch Veränderungen einfordern.
Bildung und Bewusstsein
Feministisch zu sein bedeutet auch, sich kontinuierlich weiterzubilden und ein Bewusstsein für historische und aktuelle Ungleichheiten zu entwickeln. Das kann zum Beispiel bedeuten, sich mit feministischer Literatur auseinanderzusetzen und sich über globale Rechte von Frauen* und Menschen marginalisierter Gruppen zu informieren, sich mit Menschen verschiedener Hintergründe auszutauschen und offen für verschiedene Meinungen zu sein. Denn nicht alle Argumente sind entweder nur richtig oder nur falsch.
Feminismus ist solidarisch. Er zeigt sich in der Unterstützung anderer Menschen in ihrem Kampf gegen Ungerechtigkeiten, sei es durch Teilnahme an Demonstrationen, Unterschriftensammlungen oder finanzielle Unterstützung feministischer Organisationen.
Ein weitere Art feministisch zu sein ist, sich aktiv mit den eigenen Privilegien auseinanderzusetzen. Also, wenn man aufgrund körperlicher oder sozialer Merkmale eine bevorzugte Behandlung bekommt. Wie tragen diese dazu bei, Ungleichheiten fortzusetzen? Feministisch zu sein bedeutet, Privilegien aktiv zu nutzen, um andere zu unterstützen. Das geht zum Beispiel durch das Verstärken von Stimmen, die wegen bestimmter Merkmale keine große Reichweite in unserer Gesellschaft bekommen. wenn man aufgrund körperlicher oder sozialer Merkmale eine bevorzugte Behandlung bekommt.
Feministisch zu sein, ist ein Prozess
Es ist ein Prozess immer im Wandel ist und auf verschiedenen Ebenen passiert. Besonders zur jetzigen Zeit verändert sich und verbreitet sich vieles sehr schnell. Feministisch zu sein bedeutet grundsätzlich für viele Menschen, sich aktiv gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen, marginalisierte Perspektiven zu berücksichtigen, gleiche Rechte und Chancen für alle einzufordern und strukturelle Ungerechtigkeiten anzugehen. Feminismus ist nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern erfordert praktisches Handeln, Solidarität und fortlaufende Bildung. Letztlich ist er ein unverzichtbarer Bestandteil eines demokratischen und gerechten Zusammenlebens.