Was versteht man unter Klimafinanzierung?
Unter dem Begriff Klimafinanzierung versteht man die finanzielle Unterstützung von Geberländern an Länder des Globalen Südens zur Bekämpfung des Klimawandels. Das Konzept der Klimafinanzierung hat ihren Ursprung in der Klimarahmenkonvention (UNFCCC), die im Jahre 1992 beschlossen wurde. Dort akzeptierten die Industrieländer die Verpflichtung, Niedrigeinkommensländern mit neuen und zusätzlichen finanziellen Mitteln beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Die Vereinbarungen wurden im Laufe der vergangenen 30 Jahre ausgebaut und ausdifferenziert. 2009 einigten sich die Geberländer auf einen Gesamtbetrag von 100 Milliarden Dollar (USD) jährlich, den sie als Klimafinanzierung gemeinsam aufbringen wollen.
Instrumente der Klimafinanzierung
Es gibt unterschiedliche Instrumente der Klimafinanzierung. Sie kann bilateral zwischen zwei Ländern erfolgen oder multilateral zwischen verschiedenen Ländern und internationalen Organisationen, beispielsweise der Weltbank. Klimafinanzierung kann unterschiedliche Formen annehmen: Ein Zuschuss, ein Kredit – regulär oder vergünstigt, oder privatwirtschaftliche Investitionen. Eine Übersicht aller bilateralen Projekte, die Deutschland im Jahr 2021 finanziert hat, findet sich hier. Der Großteil der Klimafinanzierung aus Deutschland wird dem Budget des Entwicklungsministeriums zugerechnet (rund. 85%).
Was genau wird mit Klimafinanzierung ermöglicht? – Fallbeispiel IFTAR
Das IFTAR-Projekt in Äthiopien zielt darauf ab, die Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit in der Afar-Region Äthiopiens angesichts der Klimakrise zu verbessern. Dieses Projekt wird von der Bundesregierung für eine Laufzeit von sechs Jahren zwischen 2016 und 2021 finanziert. Die Afar-Region steht vor herausfordernden Umweltbedingungen wie nährstoffarmen Boden, trockener Savanne und begrenztem Niederschlag. 1,5 Millionen Menschen leben in dieser Region, die Hälfte davon in extremer Armut. Die Region steht vor erheblichen Entwicklungsproblemen, darunter eine hohe Kindersterblichkeit und Unterernährung von Kindern. Die bereits instabile Ernährungssicherheit, sowie Hygiene und Gesundheit werden durch das zunehmende Auftreten von extremen Klimaereignissen wie Dürren und Überschwemmungen verschlimmert. Das IFTAR-Projekt konzentrierte sich auf drei Hauptbereiche: Wasser und Hygiene, Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit sowie Klimakatastrophenrisikomanagement. Durch die Umsetzung von Maßnahmen wie der Verbesserung des Zugangs zu Wasser, der Förderung lokaler Produkte und der Bereitstellung von Empfehlungen zur Katastrophenvorsorge konnte das Projekt beachtliche Erfolge erzielen. Insbesondere verbesserte IFTAR den Zugang zu Trinkwasser für 94.800 Menschen, setzte Sanitärmaßnahmen und WaSH-Trainings für 58.400 Personen um und errichtete sechs Wasserstauwehre zum Schutz der Infrastruktur vor Überschwemmungen. (Sanitärmaßahmen umfassen Maßnahmen zur Verbesserung der sanitären Einrichtungen und der Hygienepraktiken, während WaSH-Trainings die Bevölkerung über sichere Wassernutzung, ordnungsgemäße sanitäre Anlagen und persönliche Hygiene unterrichten.)
Herausforderungen der Klimafinanzierung
In Anbetracht der existentiellen Bedrohung durch den Klimawandel ist Klimafinanzierung ein zentrales Instrument der internationalen Zusammenarbeit. Es gibt jedoch einige Schwächen und Herausforderungen, die Geberländer in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen noch verbessern sollten, um ihre Wirkung zu vergrößern:
- Das 100 Milliarden Ziel wurde bisher nicht erreicht, was einen großen Vertrauensbruch des Nordens gegenüber des Globalen Südens darstellt. Schließlich hat der Globale Norden die Klimakrise maßgeblich verursacht und lässt heute Entwicklungsländer mit den Konsequenzen im Stich. Die zugesagte Summe wird jedes Jahr aufs Neue unterboten.
- Das 100 Milliarden Ziel ist nüchtern betrachtet zu niedrig angesetzt.
- Es gibt keinen kohärenten Ansatz, welche Finanzierungsquellen als Klimafinanzierung – sprich auf das 100 Milliarden Ziel – angerechnet werden. Viele Empfängerländer wünschen sich Zuschüsse, bekommen aber nur Kredite, die sie zurückzahlen müssen. Gleichzeitig rechnen Geberländer unterschiedliche Kategorien von Geldströmen zusammen, um auf ihre Anteile in dem Topf zu kommen. Das stiftet Verwirrung und Planungsunsicherheit.
Worum geht es, wenn von Adaptation die Rede ist?
Häufig dreht sich die klimapolitische Debatte darum, wie das 1.5 Grad Ziel noch erreicht werden kann, sprich die Begrenzung der Erderwärmung und damit die Eindämmung des Klimawandels. Doch dabei tritt manchmal in den Hintergrund, dass sich unser Planet nicht gleichmäßig rund um den Globus erwärmt. In manchen Regionen treten schon heute starke klimatische Veränderungen bis hin zu Unwettern und Naturkatastrophen auf. Wie können wir uns an die schon heute spürbaren Veränderungen durch die globale Erderwärmung anpassen? Diese Frage wird verhandelt, wenn von Adaption oder Anpassung im Kontext der Klimapolitik gesprochen wird. Das ist besonders wichtig, weil der Klimawandel nicht armutsneutral ist. Die 10 klimagefährdetsten Länder der Welt liegen in Afrika, in denen über 150 Millionen Menschen leben. Der Klimawandel könnte bis zum Jahr 2030 weitere 132 Millionen Menschen in die Armut treiben. Der geschätzte Finanzierungsbedarf, den die afrikanischen Länder bis 2030 schätzungsweise jährlich benötigen werden, beträgt 52,7 Mrd. USD.
ONEs Forderungen an die Bundesregierung
Kein Ort der Welt bleibt von den Auswirkungen des Klimawandels verschont – Überschwemmungen, Dürren, extreme und unvorhersehbare Wetterereignisse, die Leben zerstören und Lebensgrundlagen vernichten. Der Klimawandel betrifft jeden und überall, aber die am meisten gefährdeten Menschen sind oft diejenigen, die am wenigsten zu seiner Verursachung beigetragen haben und über die geringsten Ressourcen verfügen, um darauf zu reagieren. Deutschland muss seine bisherigen Zusagen der Klimafinanzierung einhalten und bis 2025 jährlich seinen fairen Anteil am 100 Milliarden Dollar – Ziel übernehmen. Dabei ist es wichtig, dass die Bundesregierung anerkennt:
- Deutschland hat mit seinen Emissionen zur Entstehung der Klimakrise maßgeblich beigetragen und dadurch eine historische Verantwortung gegenüber den Ländern, die heute schon mit voller Wucht getroffen werden.
- Während es wichtig ist, dass großen Emittenten wie Deutschland ihre Treibhausgase reduzieren, ist Afrika jährlich nur für 4% der weltweiten Emissionen verantwortlich. Für viele afrikanische Länder sind deshalb Projekte zur Anpassung an Klimakatastrophen deutlich dringlicher.
- Empfängerländer sind häufig bereits aufgrund jahrzehntelanger Kreditrahmen internationaler Geber und Institutionen hoch verschuldet. Bei dem Vorbereitungstreffen für die diesjährige COP betonten deshalb Vertreter*innen afrikanischer Staaten, dass sie sich Unterstützung in Form von Zuschüssen bei der Anpassung an die Klimakrise wünschen.
Deutschland muss sein diplomatisches Gewicht auf internationaler Bühne dafür einsetzen, dass auch andere Geberländer ihre Zusagen halten und dass für die Zeit ab 2025 ein neues, der Realität angemessenes Ziel für Klimafinanzierung für Adaptation verhandelt und beschlossen wird. Außerdem muss die Bundesregierung sich für eine Reform der Weltbank starkmachen, die weitere Gelder für Klimafinanzierung freisetzen könnte. Du kannst dich gemeinsam mit ONE für mehr Klimagerechtigkeit einsetzen. Geh heute den ersten Schritt und unterzeichne die Petition der nigerianischen Klimaaktivistin Adenike Oladosu.