… wenn es mehr als genug Nahrungsmittel gibt?
Hunger und Ernährungsunsicherheit sind weltweit ein großes Problem – und die aktuelle Statistik ist mehr als nur besorgniserregend: Zwischen 2019 und 2021 ist die Zahl der Menschen, die in Hunger leben, um 43 % gestiegen. Rund 2,3 Milliarden Menschen sind von unterschiedlichen Stufen der Ernährungsunsicherheit betroffen. Am stärksten ballt sich das Problem in einigen afrikanischen Ländern. Gründe für Ernährungsunsicherheit gibt es viele: Die wirtschaftlichen Folgen von Corona und der Klimawandel sind dabei zentral, aber auch bewaffnete Konflikte wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine lassen die Zahl der Menschen, die in Hunger leben, weiter steigen.
Kaum zu glauben: Wir produzieren 1,5-mal so viele Nahrungsmittel, wie wir bräuchten, um jeden Menschen auf der Welt zu ernähren. Trotzdem wird der globale Hunger größer und größer. Woran liegt das? Es gibt #MehrAlsGenug Nahrungsmittel für alle, aber…
Der Anbau wird immer schwieriger
Der Anbau von Nahrungsmitteln gerade im Globalen Süden wird immer schwieriger. Durch den Klimawandel gibt es häufiger verheerende Dürren, Überschwemmungen und Wasserknappheit. Diese führen wiederum zu schlechten jährlichen Ernten. Außerdem behindern bewaffnete Konflikte den Anbau und die Ernte. Beide Faktoren führen schließlich zu einer größeren globalen Abhängigkeit von importierten Nahrungsmitteln.
Der Handel wird immer herausfordernder
Bewaffnete Konflikte wie der russische Krieg in der Ukraine schränken nicht nur landwirtschaftliche Produktion ein, sondern beeinflussen auch Handelsrouten und die Bereitschaft von Ländern, miteinander Handel zu treiben. Russland blockierte mehrere ukrainische Häfen, weshalb es lange unmöglich war, das dort gelagerte Getreide in andere Weltregionen zu verschiffen. Auf unsichere Versorgungssituationen reagieren Länder mit weiteren Handelseinschränkungen: Seit April 2022 haben insgesamt 16 Länder Exportbeschränkungen eingeführt. Das heißt, dass auch aus diesen Ländern Lieferungen ausgefallen sind. Viele Länder in Afrika sind allerdings seit jeher abhängig vom Import von Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Mais und Reis sowie von Düngemitteln für den Anbau. Ihre lokalen Produktionen können Engpässe im weltweiten Handel nicht oder nur unzureichend abfedern. Sie haben in diesem Fall nicht ausreichend Nahrung und Ressourcen für ihre Bevölkerung.
Die Preise für Nahrungsmittel steigen weiter an
Die Folge der Schwierigkeiten bei Anbau und Handel sind steigende Preise für Nahrung und Düngemittel. Durch die hohen Inflationsraten der durch die Pandemie angegriffenen Wirtschaftssysteme wird dieser Effekt noch verstärkt. In den vergangenen zwei Jahren sind die Preise für Grundnahrungsmittel in den Ländern Afrikas südlich der Sahara um 23 Prozent angestiegen, Preise für Nahrungsmittel wie Weizen teilweise sogar um 80 Prozent. Während reiche Länder, vor allem im Globalen Norden, die Ressourcen haben, um ihre Wirtschaft und ihre Bevölkerung zu unterstützen, sind armutsbetroffene Länder in ihren Handlungsmöglichkeiten extrem eingeschränkt. Viele von ihnen müssen einen Großteil ihrer Staatskasse für internationale Schuldenrückzahlungen ausgeben, während sich ihre Wirtschaft zeitgleich von den Nachbeben der Coronapandemie erholen muss.
Aus diesen Faktoren ergibt sich eine globale Hungerkrise von historischem Ausmaß. Aber was uns die Zahlen auch zeigen: Ernährungsunsicherheit ist nicht nur ein Problem von zu wenig Produktionskapazitäten sondern eine Frage gerechter Verteilung. Und das bedeutet auch, dass wir etwas dagegen tun können. Somit können sie ihre Bürger*innen, die teilweise bis zu 80 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, kaum zusätzlich unterstützen.
Den Zusammenhängen von all diesem hat sich Illustratorin Rais künstlerisch genähert. Eindrücke unserer Ausstellung gibt es hier.
Was kannst du gegen Hunger tun?
Auch du kannst einiges tun, um die Hungerkrise zu bekämpfen. Neben einem bewussten Umgang mit Lebensmitteln ist es aber vor allem wichtig, Forderungen an die Politik zu richten. Denn die internationale Gemeinschaft kann noch mehr erreichen als jede*r Einzelne von uns allein.
- Die Gründe für schlechte und ausgefallene Ernten an der Wurzel anpacken – das heißt, den Klimawandel stoppen und bewaffnete Konflikte beenden.
- Das World Food Programme und andere wichtige multilaterale Organisationen finanzieren und andere humanitären Bestrebungen unterstützen, die biodiverse und “mehr als selbstversorgende” Landwirtschaft und gleichberechtigten Zugang zu Landbesitz fördern.
- Exportbeschränkungen und das Horten von Nahrungsmitteln und anderen Ressourcen beenden, stabile Preise für Grundnahrungsmittel und Dünger sicherstellen und internationalen Handel insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent vereinfachen.
- Schuldenerleichterungen ermöglichen und finanziellen Spielraum für Ländern mit niedrigem Einkommen schaffen, damit sie ihre Bevölkerung effektiv unterstützen und Krisen abwenden können.
Damit die Politik endlich handelt, müssen wir gemeinsam unsere Stimme erheben und Druck ausüben: Wir kämpfen für globale Ernährungssicherheit und fordern Regierungen auf, alles zu tun, was nötig ist, um die sich anbahnende globale Hungerkrise zu stoppen und die globale Gemeinschaft für kommende Krisen resilienter zu machen. Jeder Mensch überall sollte einen sicheren Zugang zu Lebensmitteln haben, die seinen*ihren Bedürfnissen entsprechen. Wir wissen, dass Ernährungssicherheit möglich ist, denn wir wissen, es gibt #MehrAlsGenug.
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