Alphabetisierung ist auch heutzutage nicht so selbstverständlich, wie wir es uns wünschen. Und doch kann der Zugang zu Bildung in weiterer Folge über Leben und Tod entscheiden. Warum das so ist und weshalb wir gerade zu Zeiten der Corona-Krise einen starken deutschen Beitrag fordern, steht in diesem Blogpost.
Zugang zu Bildung ist nicht selbstverständlich
Gerade am Weltalphabetisierungstag wäre ein guter Moment, um daran zu denken, dass die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können, sowie ein Grundlevel an Bildung zu genießen, bis heute noch immer keine Selbstverständlichkeit ist. Die momentane Corona-Pandemie könnte auf Grund des entstandenen Lochs im Budget vieler Staaten im globalen Süden dazu führen, dass im Bildungssektor signifikant gespart wird. In Kombination mit der finanziellen Notlage vieler Familien südlich der Sahara kann das dazu führen, dass vielen jungen Menschen der Zugang zu Bildung verwährt wird.
Nicht nur Armut, sondern auch das Sterben ist sexistisch
Vor allem in Hinblick auf die Gleichstellung der Geschlechter ist der Zugang zu Bildung ein brandaktuelles Thema, denn Armut ist sexistisch. Doch nicht nur Armut, sondern auch das Sterben ist sexistisch: im Jahr 2005 beispielsweise starben mehr als 30 Mal mehr Menschen an Müttersterblichkeit als an Folgen von (politischen) Konflikten (Caprioli et al. 2012:24). Armut und Tod liegen auf der Geschlechterungleichheitsskala oft gar nicht so weit auseinander, wie manch Eine*r glauben mag.
Finanzielle Abhängigkeit als Druckmittel
Eine nigerianische Frau, die in Dörfern um Nsukka versucht, Bewusstsein in Bezug auf HIV zu schaffen, erklärte, dass potenzielle Infektionen unter anderem mit der ökonomischen Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern und somit auch mit einem Mangel an Bildungszugang zu tun haben. Durch die ökonomische Abhängigkeit sind viele verheiratete Frauen gezwungen, den Wünschen ihres Mannes Folge zu leisten – und diese Wünsche beinhalten oftmals ungeschützten Geschlechtsverkehr. Obwohl Frauen auf Basis eines Dokuments der Vereinten Nationen das offizielle Recht haben, Sex auch dem Ehepartner zu verwehren (Caprioli et al. 2012), kann dies nicht zuletzt auf Grund der ökonomischen Abhängigkeit nicht umgesetzt werden. Wenn Frauen im globalen Süden einen besseren Zugang zu Bildung hätten, könnten sie sich selbst finanziell erhalten, ein selbstbestimmteres Leben führen und so folglich wohl unter anderem auch die Ausbreitung von HIV eindämmen.
Einsatz für Frauen im globalen Süden
Deshalb ist es wichtig, sich für einen erhöhten Bildungszugang – allem voran für Frauen im globalen Süden – einzusetzen. Damit kann nicht nur eine Bildungskrise auf dem afrikanischen Kontinent als Folge von Corona verhindert werden, sondern auch die potenziell damit in Verbindung stehende Sterberate minimiert werden. Lösungsansätze im deutschen Kontext wäre beispielsweise die Erhöhung der Beiträge für die globale Bildungspartnerschaft GPE. Das Ziel der GPE ist es, Kindern und Jugendlichen – insbesondere in den ökonomisch benachteiligten Ländern der Welt – eine gute Schulbildung und damit eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen.