Ein Gastbeitrag von unserer Jugendbotschafterin Isa van Malenstein aus den Niederlanden!
„Nur gemeinsam bekommen wir Corona in den Griff“
Dieser Satz ist allgegenwärtig: Er begegnet uns auf Pressekonferenzen, schreit uns von Plakaten an und wird im Radio rauf- und runtergeleiert. Allmählich können wir ihn nicht mehr hören. Doch trifft er den Nagel auf den Kopf: Selbst wenn nur wenige die Regeln brechen, hat das negative Folgen für uns alle. Daher sollten wir uns alle gemeinschaftlich darum bemühen, die Pandemie zu beenden. Dieses Prinzip der Solidarität in Zeiten der Pandemie sollte auch für die Impfstrategie gegen Covid-19 gelten. Und dass, nicht nur in unserem eigenen Land, sondern auf der ganzen Welt.
So wie viele von uns sich im letzten Jahr mit Toilettenpapier eindeckten, horten die reichen Länder seit einiger Zeit Impfstoffe. Dieses Phänomen wird in den Medien häufig als „Impfstoff-Nationalismus“ bezeichnet. Schon im August 2020 wurde davor gewarnt, dass reiche Länder große Mengen an Impfstoff aufkaufen und der Rest der Welt leer ausgeht. Kanada etwa hat sich so viel Impfstoff gesichert, dass es seine Bevölkerung fünfmal durchimpfen könnte. Auch die EU hat eine Milliarde Impfstoffdosen mehr gekauft als sie Einwohner hat. Da sie davon ausgeht, dass jeder Erwachsene in der EU sich impfen lassen möchte und zwei Impfungen erforderlich sind. Die Länder mit dem höchsten Einkommen (Australien, die EU, Japan, Kanada, die USA und das Vereinigte Königreich) haben inzwischen 4,6 Milliarden Impfdosen gekauft. Jedoch stellen nicht einmal 15 Prozent der Weltbevölkerung dar.
Die Verteilung von Impfstoffen ist nicht nur ein Privileg der reichsten Staaten, sondern auch ein politisches Machtspiel. Ein perfektes Beispiel dafür ist aktuell Serbien. Die EU, Russland und China buhlten alle um die besten diplomatischen Beziehungen zu dem Land. Die Folge: Serbien wurde mit Impfstoffen überflutet. Inzwischen gibt es mehr Impfdosen als Einwohner*innen in Serbien. Tatsächlich ist dadurch eine Art Impftourismus entstanden: Menschen aus anderen Ländern reisen nach Serbien, um sich dort früher impfen zu lassen.
Rette sich, wer kann, scheint also selbst in einer solchen Krisenzeit die vorherrschende Strategie zu sein, um das Virus zu bekämpfen. Dabei haben wir das eigentliche Ziel anscheinend aus dem Blick verloren. Impfungen sind der Ausweg aus dieser Pandemie, aber nur wenn weltweit alle Menschen geimpft werden und vor allem gerecht. Man geht davon aus, dass es mit der aktuellen Strategie bis 2023 oder 2024 dauern wird, bis die gesamte Weltbevölkerung durchgeimpft ist. Wenn ein ganzer Kontinent und andere große Teile der Welt nicht bald Zugang zu Impfstoffen bekommen, werden wir alle mit einem Fuß in dieser Pandemie bleiben.
Eins steht fest: Das Virus macht nicht vor nationalen Grenzen Halt. Deshalb sollte auch unsere Solidarität nicht dort enden!
Zudem ist es nicht nur solidarisch und fair, dass jeder Mensch Zugang zu Impfstoffen bekommt, beispielsweise durch die COVAX-Initiative – es ist auch der einzige wirkliche Ausweg aus dieser Pandemie. Denn wie gesagt: Nur gemeinsam bekommen wir Corona in den Griff.