Dies ist ein Gastbeitrag von Melanie Leucht, Referentin Öffentlichkeitsarbeit /Redaktion, Fairtrade Deutschland e.V.
Am 1. Oktober feiert die Welt den internationalen Tag des Kaffees. In Deutschland wurden 2020 sagenhafte 168 Liter des aromatischen Wachmachers pro Kopf getrunken – damit bleibt Kaffee weiterhin das Nummer Eins-Getränk hierzulande, noch vor Bier und Mineralwasser. Eigentlich ein guter Grund zum Feiern für die Kaffeebäuerinnen und -bauern in den Ländern des Südens, die uns Kaffee-Fans mit den braunen Bohnen beglücken. Doch die Realität sieht leider anders aus.
Fairer Handel – Gemeinschaft, Planungssicherheit, Beratung
Während die Erfolgswelle der braunen Bohne ungebrochen bleibt und sich die Einnahmen der Röster und Händler in Deutschland seit 1994 mehr als verdoppelten, sanken die Einnahmen in den Produktionsländern um über zehn Prozent. Schwankende Weltmarktpreise und die Auswirkungen des Klimawandels machen die Kaffeeproduktion heutzutage so unrentabel, dass viele Kleinbauernfamilien in den Anbauländern ihre Felder aufgeben und sich neue Einkommensquellen suchen müssen.
Fairtrade hat etwas dagegen: Festgelegte Mindestpreise, die den Produzent*innen bei tiefen Weltmarktpreisen als finanzielles Sicherheitsnetz dienen, und eine zusätzliche Fairtrade-Prämie für lokale soziale Projekte eröffnen den Bäuerinnen und Bauern finanzielle Spielräume und mehr Planungssicherheit. Der Zusammenschluss der Kleinbauernfamilien zu Kooperativen sowie ein breites Angebot an Beratungen und Projekten, etwa zu Themen wie ressourcenschonender und klimaresistenter Anbau, stärkt die Widerstandskraft von Bäuerinnen und Bauern zusätzlich gegen Einflüsse von außen.
Wir fordern: Macht Kaffee Fair!
Vielen Kaffeeliebhaber*innen liegt nachhaltiger Konsum sehr am Herzen. Doch der Preisunterschied zu konventionell gehandeltem Kaffee spielt beim Griff ins Kaffeeregal ebenfalls eine große Rolle. Seit 2017 setzt sich Fairtrade Deutschland politisch dafür ein, nachhaltigen Kaffeegenuss für jeden Geldbeutel erschwinglich zu machen: durch die Abschaffung der Doppelbesteuerung für fair gehandelten Kaffee. Ursprünglich 1948 als Luxussteuer für ein rares Gut eingeführt, zahlen Kaffeefans noch heute 2,19 pro Kilogramm Röstkaffee an den Fiskus – zusätzlich zur Mehrwertsteuer!
Wird die Kaffeesteuer für fair gehandelten Kaffee abgeschafft, ließe sich der Anteil fair und nachhaltig produzierten Kaffees am deutschen Markt, sowie die Vorteile, die sich daraus für die Produzent*innen ergeben, weiter ausbauen. „Der faire Handel zeigt, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist, aber wir müssen raus aus der Nische. Dazu braucht es politischen Willen“, sagt Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland e.V. „Die Steuerpolitik hat ein enormes Potenzial, Kaufentscheidungen hin zu fairem und nachhaltigen Konsum zu fördern.“ Darum werden wir auch die neue Regierung beharrlich auf ihre Verantwortung hinsichtlich fairem und nachhaltigem Handel(n) hinweisen.
Bewusster konsumieren – viel bewirken
Wie können wir also schon heute dafür sorgen, dass auch die Kleinbauernfamilien am Tag des Kaffees (und darüber hinaus) einen Grund zum Feiern haben? Wir tun einfach das, was wir gerne tun – aber bewusst! Jede genossene Tasse Fairtrade-Kaffee trägt dazu bei, den Menschen im Kaffeeanbau eine Perspektive zu bieten. Allein in Deutschland gibt es aktuell über 1.500 Kaffeeprodukte mit Fairtrade-Siegel. Ob daheim, im Café oder auf der Arbeit können wir uns aktiv für die Zukunft des Kaffees und der Menschen, die ihn anbauen, engagieren.
Unser Tipp: Trinken Sie ein Tässchen mehr – aber fair.