Die Folgen des Klimawandels treffen Menschen weltweit unterschiedlich stark. Dürreperioden, plötzliche Regenfälle und damit einhergehende Ernteausfälle häufen sich in vielen Regionen – so auch auf dem afrikanischen Kontinent. Die Konsequenzen sind, dass Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren und Armut weltweit zunimmt. Menschen, die sowieso schon unter erschwerten Bedingungen leben, werden noch weiter benachteiligt. Hierzu gehören insbesondere Frauen und Mädchen.
Diese Ungleichheit wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass die Menschen, die am stärksten unter den Klimafolgen leiden, am wenigsten zum Klimawandel beitragen. Die Hauptverursacher sind Industrienationen. Für reiche Staaten ist es jedoch deutlich leichter, sich an den Klimawandel anzupassen und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Für die ärmsten Länder sind hingegen oft die einfachsten Maßnahmen nicht umsetzbar.
Deshalb brauchen wir mehr Klimagerechtigkeit und ein adäquate Mitbestimmung von Frauen in der Klimapolitik. Jede Nation muss für ihren Anteil am Klimawandel Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass die Auswirkungen weltweit gering bleiben. Der neue Bericht des IPCC warnt davor, dass wir bereits bis Anfang der 2030er Jahre den kritischen Wert von 1,5 °C erreichen könnten.
Der Klimawandel verstärkt die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern
Es wird immer deutlicher, dass Frauen von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sind. In vielen ländlichen Gebieten Afrikas übernehmen Frauen nach wie vor klassische Rollen, wie den Haushalt oder die Pflege von Angehörigen. Sie sind oft von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, erhalten selten relevante Informationen und sind bei wetterbedingten Fluchtszenarien dadurch benachteiligt. Aufgrund dieser unterschiedlichen sozioökonomischen Stellungen und dem damit einhergehenden fehlendem Zugang zu Informationen sterben Frauen häufiger bei extremen Wetterereignissen als Männer. Auch steigt das Risiko von sexuellen Übergriffen in Notunterkünften – ebenso bei der Wasserversorgung, da es aufgrund von Dürreperioden zunehmend schwieriger wird eine sichere Wasserquelle zu erreichen und Frauen und Mädchen dadurch sehr weit laufen müssen.
In ländlichen Gebieten im südlichen Afrika ist zudem nach klimawandelbedingten Dürreperioden ein Anstieg der HIV-Rate zu beobachten. Dies ist darauf zurückführen, dass Frauen und Mädchen als Folge der Wetterextreme und der daraus resultierenden Ernteausfälle verkauft, prostituiert oder verheiratet werden, um das fehlende Einkommen zu kompensieren und die Familie vor Hunger zu schützen. Mädchen werden zudem eher aus der Schule genommen, um im Haushalt zu helfen als Jungen und verpassen so wichtige Bildungselemente.
Frauen müssen bei Klimaverhandlungen mitwirken
Frauen nehmen jedoch bei der Minderung und Anpassung an den Klimawandel eine extrem wichtige Rolle ein. Im ländlichen Raum verfügen sie beispielsweise über besonderes Wissen im Umgang mit natürlichen Ressourcen und können durch ihre Position als Versorgerinnen alternative Strategien entwickeln und eine nachhaltige Entwicklung aktiv mitgestalten. Generationenaltes Wissen kann so genutzt und angepasst werden.
Wenn Frauen in politischen Funktionen und Entscheidungsgremien stärker vertreten sind, können auch ihre Bedürfnisse besser eingebracht und umgesetzt werden. Nur wenn es eine gemeinsame Klimastrategie gibt, können die schlimmsten Folgen des Klimawandels aufgehalten werden. Es ist essenziell, Frauen an der Entwicklung geschlechtsspezifischer Klimaschutzmaßnahmen zu beteiligen.
Der UN Gender Action Plan für den Bereich Klima, der 2017 verabschiedet wurde, ist hierfür ein wichtiges Instrument. Das Ziel ist es das Wissen und das Verständnis für geschlechtsspezifische Klimamaßnahmen und deren kohärente Einbeziehung in die Klimapolitik zu verbessern. Diese Förderung einer gleichberechtigten und sinnvollen Beteiligung von Frauen am internationalen Klimaprozess ist notwendig, da Frauen bei klimabedingten Entscheidungsprozessen sowie bei Klimakonferenzen (wie bei der diesjährigen COP26) immer noch deutlich unterrepräsentiert sind.