Neven Subotic, Fußballprofi beim SCR Altach in der österreichischen Fußballbundesliga und deutscher Fußballmeister mit dem BVB 2011 und 2012 hat auch eine eigene Stiftung. Die Neven Subotic-Stiftung realisiert seit November 2012 viele Projekte in Äthiopien. Brunnen und Sanitäranlagen in Schulen und Gemeinden sollen den Zugang zu sauberem Wasser ermöglichen und für die Hygiene vor Ort sorgen.
Im Interview sprach ONE-Jugendbotschafter Marcel Kurzawiak mit ihm über seine Arbeit, über die Neven Subotic Stiftung und über seine Botschaft an die Politik. In der Region Tigray in Äthiopien, in der seine Stiftung vor Ort unterstützt, herrscht aktuell ein Bürgerkrieg, unter dem insbesondere Frauen und Mädchen leiden.
Marcel: Was ist deine Motivation dich auch neben dem Fußball so einzubringen?
Neven: Also, grundsätzlich macht mich mein Fußballerberuf nicht aus als Mensch. Es ist eine Sache, die ich mache, weil ich es gerne mache einerseits und weil es auch, ein Beruf und Berufung zum Teil zum gleichen ist.
Viel wichtiger ist, dass ich in erster Linie ein Mensch dieser Welt bin und ich möchte dazu beitragen, dass die Gesellschaft insgesamt und vor allem die Bedingungen und die Lebensbedingungen verbessert werden – dies gezielt in den Regionen und für die Menschen, die noch nicht ihre Menschen- und Naturrechte realisiert haben.
Deshalb ziehe ich daraus eine große Motivation, denn ich möchte in einer Welt leben, in der wir alle viel besser leben, in der wir auch in einer globalen Gesellschaft miteinander leben anstatt gegeneinander und voneinander. Um dafür zu sorgen aus dieser Problemlage, die auch vor allem auf den letzten 500 Jahren der Kolonisierung beruht und jetzt auch zum großen Teil auf dem Kapitalismus, möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dass wir doch alle Lebensumstände schaffen so als würden wir selbst in den Schuhen des anderen leben.
Entsprechend dieser Vision einer faireren Welt versuche ich meinen Teil dazu beizutragen.
Marcel: Was macht deine Stiftung generell?
Neven: Generell setzen wir uns für das Menschenrecht „Zugang zu sauberem Wasser“ ein. Einerseits, weil es ein Menschenrecht ist und andererseits, weil wir es als enorm und auch lebensnotwendig empfinden. Es gibt kaum ein gutes Leben, in dem die Mutter oder die Kinder tagtäglich fünf oder sechs Stunden Wasser holen müssen, sondern ist es eine Voraussetzung für ein Leben mit Gesundheit und Bildung und damit auch einer besseren Zukunft.
Deshalb setzen wir da sehr strategisch an und sorgen dafür, dass der Bau von Brunnen realisiert wird und das bisher primär in Äthiopien, eben in der Tigray-Region.
Dies wird gepaart mit Knowhowtransfer und auch der Förderung von Systemen, die dafür sorgen, dass der Brunnen nicht nur realisiert, installiert und gebaut wird, sondern dass dieser auch langfristig funktioniert.
Marcel: Auf welche Erfolge deiner Stiftung bist du besonders stolz?
Neven: Ich tue mich ein bisschen schwer mit dem Begriff von Stolz.
Ich glaube da wo wir sind, ist es auf jeden Fall auch so, dass wir schöne Momente haben, wenn wir vor Ort sind und die Menschen vor Ort dann auch näher kennen lernen und in unser Herz schließen und sie uns denke ich auch. Das macht uns deutlich, in welcher Welt wir leben und, dass unsere Arbeit dann auch tatsächlich bei den Menschen ankommt. Und davon gibt es jede Menge schöner Geschichten.
Das Beeindruckendste für mich insgesamt war zu sehen, dass gefühlt viel mehr getan wird für eine bessere Welt in den Regionen, in denen wir arbeiten, als in den Ländern, in denen ich lebe.
Das wiederum ist was einerseits Frust schafft, aber auch andererseits enorme Motivation. Um auch hierzulande die Menschen aufzuklären über die Möglichkeiten, die sie haben, sich nicht von der Gesellschaft zu isolieren, sondern ein aktiver Teil davon zu werden.
Marcel: Wie oft bist du in Äthiopien vor Ort? Warum fokussiert sich deine Stiftung auf Äthiopien und wie beeinflussen die aktuellen politischen Entwicklungen die Stiftungsarbeit dort?
Neven: Ich bin in der Sommer- und Winterpause, das sind die einzigen zwei Pausen, die ich habe im Jahr, vor Ort. Seit der Corona-Pandemie nicht mehr. Dafür haben wir aber auch lokal eine Arbeitskraft, die das Management vor Ort übernimmt.
Der Grund für Äthiopien war ein rationaler. Äthiopien war bis zum Krieg vom November darauf fokussiert, den Entwicklungsstand zu verbessern, die Armut zu bekämpfen, vor allem in den ländlichen Regionen. Doch seit dem Krieg im November ist man eher weniger auf die Entwicklungsarbeit fokussiert, sondern der Bedarf nach humanitärer Versorgung ist dramatisch gewachsen. Tigray ist eine Region mit 6 Millionen Menschen, wovon ca. 80 Prozent des Landes nicht zugänglich ist und entsprechend auch die Menschen nicht mal humanitäre Hilfe erfahren.
Von daher werden wir auch in der nahen Zukunft einerseits helfen die humanitäre Notlage zu mildern und zusätzlich auch in einem anderen Land aktiv werden, um die Realisierung des Menschenrechts auf Zugang zu sauberem Wasser weiterhin nicht aus dem Fokus zu verlieren.
Marcel: Vielen Dank Neven für das ausführliche und gute Interview und für deine großartige Arbeit vor allem in Äthiopien. Das sollte Motivation für jeden sein, sich auch gesellschaftlich einzubringen, sich für eine bessere Welt einzusetzen.
Das Interview in voller Länge ist hier nachzulesen. Wer die Arbeit der Neven Subotic Stiftung weiterverfolgen möchte, findet diese auf Facebook sowie Instagram und auch unter https://nevensuboticstiftung.de/.