Die Welt wird besser. Immer weniger Menschen sterben in Kriegen. Die Müttersterblichkeit und die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren haben sich seit 2002 mehr als halbiert, und die vermeidbaren Krankheiten Aids, Tuberkulose und Malaria konnten um ein Drittel gesenkt werden.
Auch in Sachen Frauenrechte geht es voran. Aber mit einem großen Haken: Wir sind viel zu langsam. Nach Berechnungen des Weltwirtschaftsforumsbrauchen wir noch 108 Jahre bis wir Gleichberechtigung erreicht haben. Die Vereinten Nationen rechnen sogar mit 202 Jahre. Das heißt: Niemand der*die diese Zeilen gerade liest, wird eine Welt mit Geschlechtergerechtigkeit erleben.
Deshalb fordern wir von den G7: Wir wollen endlich echten Fortschritt. Es gibt genug gute Ideen und Initiativen. Sie müssen aber entschlossen umgesetzt werden. Um den G7 ein bisschen Nachhilfe zu erteilen, haben wir sechs Beispiele gesammelt, die zeigen wie es geht. Gesetze, die Mädchen und Frauen weltweit auf ganz unterschiedliche Art stärken. Das macht uns Hoffnung!
1. Gleichberechtigte Elternzeit in Schweden
Obwohl Männer und Frauen beide gleichberechtigt Elternzeit nehmen konnten, haben in Schweden vor allem Frauen die Auszeit vom Job genutzt. Das Ergebnis: Während Männer weiter Karriere machen, schmeißen häufig die Frauen den Haushalt und versorgen den Nachwuchs. Die schwedische Regierung fördert deshalb verstärkt Eltern, die die gleiche Dauer Elternzeit nehmen. Was dabei rauskam? Neun von zehn Vätern nehmen in Schweden Elternzeit – Politik, die wirkt.
2. Paritätische Politik in Mexiko
Politik ist häufig männlich geprägt. Beispielsweise sind nur 28,8% der Parlamentarier*innen der OECD-Länder weiblich. Ganz schön wenig, dafür, dass diese Länder häufig als die fortschrittlichsten angesehen werden.
Anders sieht es in Mexiko aus. Seit einer Verfassungsreform müssen seit Mai 2019 nicht nur Parteien per Gesetz einen gleichen Anteil von Frauen und Männern in der Vergabe von Positionen achten. Auch die Bundesstaaten, Gemeinden und Gerichte werden nach diesem sogenannten paritätischen Prinzip besetzt. Schon jetzt sind in Mexiko 49% der Parlamentarier*innen Frauen – Quoten, von der viele Länder träumen.
3. Ein feministischer Frieden in Kolumbien
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Friedensabkommen, bei denen Frauen in den Prozess mit eingebunden werden, stabiler sind und länger halten. Aber nicht nur die Partizipation ist wichtig. Wenn im Friedensvertrag selbst die Situation und der Schutz von Frauen benannt wird, kann nachhaltig der Boden für eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft bereitet werden.
Bei dem Friedensabkommen zwischen der kolumbischen Regierung und der FARC war genau das der Fall. Damit die Frauen nicht im politischen Prozess marginalisiert werden, hat 2008 das Verfassungsgericht das Gesetz „Auto 092“ erlassen. Dieses Gesetz sichert die Verteidigung der Bewegung weiblicher Opfer und sichert der feministischen Bewegung die Möglichkeit von Gesetzesvorschlägen.
4. Isländische Unternehmen und Schulen ohne Sexismus
In Island weiß man, wie die Geschlechtergerechtigkeit im Arbeitsmarkt funktioniert: Nach Artikel 15 des Gesetzes zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen müssen mindestens 40 Prozent aller Führungspositionen in Unternehmen mit Frauen besetzt sein. In Schulen wiederum verbietet dieses Gesetz sexistisches Bildungsmaterial. Bücher und sonstige Lehrmaterialien müssen frei von Geschlechterdiskriminierung sein.
5. Infrastruktur in Unternehmen für Mütter in den USA
Der „Affordable Care Act“ – besser bekannt als Obamacare – verpflichtet US-amerikanische Unternehmen ab einer Größe von 50 Angestellten zur Sorge für stillende Mütter. Es müssen sowohl Zeit als auch ein privater Raum zum Abpumpen der Brust zur Verfügung stehen.
Das Gesetzt hat zwar noch Lücken – so sind Frauen in Leitungspositionen ausgeschlossen. Dennoch ist es ein Schritt in die richtige Richtung!
6. Gesetze gegen geschlechtsbasierte Gewalt in Sambia
Eine umfassende Gesetzesinitiative gegen geschlechtsbasierte Gewalt in Sambia erreichte eine Vorbildfunktion. Ziel ist es die Zahl der Täter*innen zu verringern und Opfer nachhaltig zu schützen. Das 2011 verabschiedete Gesetz basiert auf internationalen Richtlinien und den Erfahrungen anderer Länder. Es wird die zeitnahe Hilfe, die Aufnahme von Anzeigen durch unterstützende Personen oder Organisationen, der Schutz der Opfer und noch mehr rechtlich abgesichert. Daneben wurde auch ein Fonds eingeführt, der die Bevölkerung über geschlechtsbasierte Gewalt sensibilisiert und Opfer versorgt.
Wie jedes Gesetz, ist es auf funktionierende staatliche Strukturen und das Vertrauen der Bevölkerung in diese angewiesen. Unterkünfte für von Gewalt betroffene Frauen müssen noch besser finanziert werden, damit Frauen wirklich geschützt sind.
Wie geht es weiter?
Du siehst: Es gibt viele Gesetze rund um den Globus die Gleichberechtigung fördern. Und Gesetze sind nur ein Hebel von vielen. Es gibt weitere Beispiele: Zum Beispiel paritätisch besetze Kabinette wie in Äthiopien oder Kanada. Apropos Äthiopien, wusstest du schon, dass Subsahara-Afrika die Region mit den meisten Reformen für Geschlechtergerechtigkeit ist?