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Covid-19 & Frauen: Die wirtschaftlichen Folgen

Die Corona-Pandemie wirkt sich beinahe auf jeden Bereich unserer Gesellschaften aus und betrifft weltweit alle Menschen. Frauen und Mädchen sind besonders stark von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Durch gezielte Maßnahmen kann die Politik die wirtschaftliche Position und Teilhabe von Frauen jedoch stärken.

Covid-19 zwischen den Geschlechtern

Die Sterblichkeitsrate bei Männern durch Covid-19 ist überproportional hoch; die Fallsterblichkeit (gemeint ist „der Anteil der positiv auf eine Krankheit getesteten Personen, die daran sterben”) liegt bei Männern 2,4-mal höher als bei Frauen.

Nichtsdestotrotz gehören Frauen und Mädchen zu den sozial und wirtschaftlich schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft. Weltweit sind Frauen häufiger im informellen Sektor tätig und leisten zudem meistens unbezahlte Arbeit. Bedauerlicherweise sind viele dadurch auch den Folgen der Corona-Krise schutzlos ausgeliefert.

Frauen im informellen Sektor

Die Covid-19-Pandemie hat schwerwiegende Folgen für den informellen Sektor – darunter fallen die Jobs, wirtschaftlichen Tätigkeiten, Arbeiter*innen und Betriebe, die vom Staat weder geschützt noch reguliert werden. Und Frauen sind von diesen Folgen besonders stark betroffen.

Weltweit arbeiten 740 Millionen Frauen im informellen Sektor. 2018 waren das 58,1 Prozent aller berufstätigen Frauen weltweit. In den am wenigsten entwickelten Ländern ist der Anteil sogar noch höher – dort sind 70 Prozent der arbeitenden Frauen im informellen Sektor tätig. Typische Berufe in diesem Teil der Volkswirtschaft sind beispielsweise Markt- oder Straßenhändler*innen. Wer im informellen Sektor beschäftigt ist, hat in der Regel keinen Zugang zu Sozialleistungen wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Krankenversicherung und Arbeitslosengeld. Allgemeine Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus wie Ausgangssperren, Quarantäne und Social-Distancing bedeuten einen schweren Schlag für den informellen Sektor. Das lässt Millionen von Menschen in dieser weltweiten Rezession ohne Lohn, Schutz und Sozialleistungen zurück.

Dieselbe Entwicklung konnte bereits während der Ebolafieber-Epidemie 2014 beobachtet werden. In Liberia sind 85 Prozent der Markthändler*innen, die ihre Waren täglich anbieten, weiblich. Vom Ausbruch der Ebola-Epidemie und von den zahlreichen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, waren die Einkünfte und die finanzielle Sicherheit der Händlerinnen und Händler unmittelbar betroffen. Einnahmen gingen zurück und die Armut nahm zu. Und obwohl die Arbeitslosenquote unter Männern und Frauen in Liberia um das Dreifache anstieg, dauerte es länger, bis sich das Einkommensniveau von Frauen wieder erholt hatte.

Bedauerlicherweise zeichnen sich durch die Corona-Pandemie vor allem in Ländern mit vergleichsweise niedrigem Einkommen ähnliche Folgen ab.

Unbezahlte Arbeit von Frauen

 Die Tatsache, dass Frauen häufig unbezahlte Arbeit leisten, trägt ebenfalls dazu bei, dass sie von den Folgen der Corona-Krise stärker betroffen sind. Unbezahlte Arbeit umfasst alle Tätigkeiten rund um die Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege.

Die traurige Realität ist, dass Frauen selbst vor der Corona-Pandemie überproportional mehr unbezahlte Arbeit geleistet haben, was eine erhebliche Hürde für die wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen darstellt. Weltweit arbeiten Frauen dreimal mehr zu Hause als Männer – in manchen Ländern sogar sechs- bis siebenmal.

Diese Situation wird sich durch Corona weiter verschärfen, denn wahrscheinlich werden „in dieser Rezession 1,8-mal so viele Jobs von Frauen wegfallen wie die von Männern besetzte Stellen“. Allein das gehört zu den relativ unvorgesehenen wirtschaftlichen Folgen, da in früheren Rezessionen die Beschäftigungsquote von Männern stärker betroffen war.

In der Weltfinanzkrise 2008 ging die Erwerbstätigkeit von Männern in den USA um 7,5 Prozent zurück; die von Frauen sank nur um 3,1 Prozent. Seit Beginn der Covid-19-Pandemie haben in den USA jedoch 11,3 Millionen Frauen gegenüber 9,2 Millionen Männern ihre Jobs verloren. Grund dafür ist, dass vom Stellenabbau diesmal besonders Branchen betroffen sind, die überwiegend Frauen beschäftigen.

Corona hat auch das Problem der unbezahlten Arbeit weiter verschärft. Angesichts von geschlossenen Schulen, von Kindern, die zu Hause betreut werden müssen, und von überlasteten Gesundheitssystemen stehen viele Angehörige der Pflegeberufe – und das sind größtenteils Frauen – vor der doppelten Belastung von Beruf und Haushalt.

Allein in den USA verbringen Frauen durchschnittlich vier Stunden und vier Minuten täglich mit unbezahlter Arbeit – Männer dagegen im Durchschnitt nur zwei Stunden und 26 Minuten.

Diese weltweit bestehende Erwartung, dass Frauen „täglich mehrere Stunden mit Kochen, Putzen und Betreuung verbringen müssen, um ihre Familien zu versorgen“, ohne dafür entlohnt zu werden, wird – ebenso wie die ungleiche Verteilung von unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern – letztlich dazu führen, dass Volkswirtschaften noch größeren Schaden nehmen werden und die wirtschaftliche Erholung nach Corona langsamer verlaufen wird.

Die Politik ist gefragt

Wenn die Politik jetzt entschlossen und richtig handelt, kann sie die übermäßig starken Folgen der Covid-19-Pandemie auf Frauen und Mädchen abfedern. Die wirtschaftliche Situation und Teilhabe von Frauen muss während und nach Corona gestärkt werden.

In ihren Wiederaufbauplänen müssen Regierungen deshalb auch die besondere Situation von Frauen berücksichtigen und dafür sorgen, dass diese gleichberechtigt vertreten sind. Denn nur durch eine gleichberechtigte Repräsentation von Frauen können Hilfsmittel ausgewogen verteilt werden. Und nur dann kann die wirtschaftliche Situation und Teilhabe von Frauen während der Covid-19-Pandemie und danach gestärkt werden.

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