Dies ist ein Gastbeitrag von Lauren Bredar.
Niemand ist vor den Folgen der Covid-19-Pandemie sicher. Manche Gruppen sind jedoch besonders stark betroffen, so leiden insbesondere Mädchen und Frauen unverhältnismäßig stark unter den Folgen der Corona-Pandemie. In den vergangenen Monaten haben wir uns bereits mit den unterschiedlichen enormen Auswirkungen der Pandemie befasst: Die Bildung von Mädchen ist bedroht, die medizinische Versorgung von Schwangeren und Gebärenden eingeschränkt, unbezahlte Arbeit von Frauen und Mädchen nimmt zu und wir erleben einen Anstieg häuslicher Gewalt.
In diesem Beitrag stellen wir drei von Frauen geführte Graswurzelorganisationen vor, die sich dem Kampf gegen die geschlechtsspezifischen Pandemie-Folgen verschrieben haben und gezielt Frauen unterstützen.
Die „Flone Initiative“ in Kenia
Die Flone Initiative ist eine von Frauen geführte Organisation in Kenias Hauptstadt Nairobi. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den öffentlichen Nahverkehr für Frauen und andere benachteiligte Gruppen – als Fahrgäste und Fahrer*innen – sicherer und zugänglicher zu machen. Laut der Organisation sind 76 Prozent der Fahrer*innen schon einmal Zeuge oder Opfer sexueller Belästigung geworden, und das möchte die Flone Initiative stoppen.
Ein Kernstück ihrer Arbeit ist das „Women in Transport“-Programm (WIT), das Frauen als Arbeitgeber*innen des Transportsektors gewinnen, binden und fördern möchte. Dazu sollen Frauen die notwendige Ausbildung und Unterstützung bekommen, damit ein sicheres, nachhaltiges und einträgliches Arbeitsumfeld geschaffen werden kann, das frei von Gewalt ist.
Obwohl nicht einmal 10 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Minibussektor in Kenia weiblich sind, glaubt die Flone Initiative, dass es mehr sichere und nachhaltige Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen im öffentlichen Personennahverkehr geben sollte. Für die Frauen, die bereits in dem Bereich tätig sind, hat die Corona-Pandemie allerdings drastische Auswirkungen auf ihr Leben und ihre Einkommenssituation.
Laut der Organisation sind derzeit 52 Prozent der weiblichen Beschäftigten im öffentlichen Personennahverkehr arbeitslos, wobei 83 Prozent davon Alleinverdiener*innen in ihren Familien sind. Neben der öffentlichen Aufklärung über die aktuelle Situation dieser Frauen hat die Flone Initiative einen Fonds eingerichtet, um Busfahrer*innen durch direkte Barzuwendungen sowie die Bereitstellung von Masken und Handdesinfektionsmittel zu unterstützen.
„Fe-Male“ im Libanon
Fe-Male ist ein zivilgesellschaftliches feministisches Kollektiv, das sich durch Empowerment von jungen weiblichen Führungskräften und den Kampf gegen diskriminierende Normen und Gesetze für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzt.
Kürzlich verteilte Fe-Male im Rahmen einer Aktionsreihe Monatshygieneartikel an Frauen im Beiruter Stadtteil Karantina. Laut der Organisation sind die Preise für diese Produkte infolge der coronabedingten Wirtschaftskrise und der Explosion in Beirut im August 2020 um 500 Prozent in die Höhe geschossen. Schon vor Jahresende deuteten die Prognosen von Fe-Male darauf hin, dass Ende 2020 mehr als die Hälfte der libanesischen Frauen Schwierigkeiten haben würden, sich Monatshygieneartikel zu leisten.
Als die libanesische Regierung im vergangenen Juli zusammenkam, um über die Subventionierung von Bedarfsgegenständen zu diskutieren, seien Produkte für die Monatshygiene nicht thematisiert worden, erklärt die Organisation. Fe-Male setzt sich deshalb vor Ort für die unerfüllten Bedürfnisse von Frauen und Mädchen ein und hofft, künftig mehr Verteilaktionen organisieren zu können, um Frauen in allen marginalisierten Landesteilen des Libanon zu erreichen.
„Women for Human Rights“ in Nepal
Women for Human Rights (WHR) ist eine Frauenorganisation im Nepal, die gegen die Diskriminierung von Frauen aufgrund ihres Familienstandes gekämpft, um sicherzustellen, dass jede einzelne Frau im Land über „soziokulturelle, wirtschaftliche und politische Rechte“ verfügt.
Als die nepalesische Regierung 2020 Quarantänezentren eröffnete, richtete WHR ein von Frauen geführtes Quarantänezentrum nur für Frauen ein. Unterstützung dafür bekam sie von der Regierung und von UN Women, die Masken, Handdesinfektionsmittel und Lebensmittel bereitstellte. Neben Hygiene-Kits mit Bedarfsartikeln wie Seife, Handtüchern, Monatshygieneprodukten und Unterwäsche bietet das Zentrum Frauen für die Dauer der Quarantäne ein sicheres Umfeld – vor allem für nepalesische Migrant*innen, die im Zuge der Corona-Pandemie in ihr Heimatland zurückkehren. Für Migrant*innen, die nicht wieder nach Hause können, organisiert WHR den Zugang zu örtlichen Frauenhäusern.
Darum sind Graswurzelinitiativen so wichtig
Fraueninitiativen, die sich vor Ort für die Bedürfnisse von Mädchen und Frauen einsetzen, werden nicht alle Auswirkungen der Corona-Pandemie abfangen können. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie keinen entscheidenden Beitrag leisten. Diese Initiativen rücken nicht nur die geschlechtsspezifischen Folgen von Corona in den Fokus, die ansonsten allzu leicht übersehen werden. Sie stellen auch konkrete Lösungen für die spezifischen Probleme vor Ort bereit, damit Mädchen und Frauen in den lokalen Gemeinschaften die Unterstützung und die Ressourcen bekommen, die sie benötigen und verdienen.