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Wie kann Bildung dazu beitragen, extreme Armut zu beenden?

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Bildung ist ein Menschenrecht

„Jeder hat das Recht auf Bildung“ – so heißt es in der der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Art. 26 AEMR. Das Recht auf Bildung ist also so fundamental für den Menschen, dass es den Status eines Menschenrechts genießt und ausnahmslos jedem Menschen zusteht. Doch der Status Quo sieht anders aus: Von den weltweit 64 Millionen Kindern im Grundschulalter, die 2019 keinen Zugang zu Bildung hatten, lebten mehr als 35 Millionen Kinder in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie haben diese Krise nur noch weiter verschärft. Aufgrund von Lockdowns konnte Unterricht nur beschränkt oder sogar gar nicht stattfinden und aktuell verpassen täglich fast 200.000 Kinder den Meilenstein, bis zu ihrem 10. Geburtstag Lesen gelernt zu haben.

Wieso kommt Bildung dem gesamten Land zugute?

Bildung bedeutet eine Chance – nicht nur für die individuelle Entwicklung und Entfaltung einer Person, sondern auch für ein gesamtes Land. Bildung kann dazu befähigen, sich selbst aus der Armut zu befreien. Eine gut gebildete Bevölkerung ist ein nachhaltiges Mittel, die Volkswirtschaft eines Landes zu stärken, denn Menschen können ihr Leben selbstbestimmt gestalten. Das führt häufig dazu, dass sie Berufe mit stabilem Einkommen und sozialem Sicherheitsnetz ausüben, sparen und Investitionen tätigen, die für das Wachstum eines Landes wichtig sind.
Zudem wird ein gewisses Know-How geschaffen, ohne auf ausländische Spezialist*innen angewiesen zu sein, was die Unabhängigkeit eines Landes stärkt und Partnerschaften auf Augenhöhe vorantreibt. Dies stärkt die Position des Landes im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit als gleichberechtigten Partner. Auch können Innovationen geschaffen werden, die für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und Anpassungen an Bedrohungen wie die Klimakrise wichtig sind. Bildung hat auch eine essentielle Bedeutung für die Gesundheit der Bevölkerung eines Landes. Wer Zugang zu Bildungsmöglichkeiten erhält, kann häufig die Risiken und Folgen einer Viruserkrankung, wie beispielsweise einer Infektion mit COVID-19, und die Schutzmöglichkeiten gegen solche vermeidbaren Krankheiten besser verstehen. Diese Fähigkeit ermöglicht es den Menschen die notwendigen Informationen über Grundimmunisierungsprogramme sowie Impfungen gegen Krankheiten wie COVID-19 besser zu erfassen, was ein essentieller Schritt zur flächendeckenden Bekämpfung von Pandemien ist. Gut gebildete Bürger*innen wissen häufig besser über ihre Rechte und Möglichkeiten zur politischen Mitwirkung Bescheid und können so die Zukunft ihres Landes aktiv mitgestalten. Dabei können sie sich oft besser vernetzen und gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam angehen.

Wie hängt fehlende Bildung mit Armut zusammen?

Mangelnde Bildung und Armut stehen in einer Wechselbeziehung. Fehlt der Zugang zur Bildung gänzlich oder ist dieser nur begrenzt vorhanden, wie es in vielen Ländern des Globalen Südens der Fall ist, so haben Bürger*innen nur sehr geringe bis gar keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt und demzufolge kommt ihnen auch nur ein – wenn überhaupt – geringes Einkommen zu. Das deckt in den seltensten Fällen die Bedürfnisse dieser Menschen und ihrer Familien, die zusätzlich nur geringe oder keine Ersparnisse anhäufen können. Dies führt dazu, dass Investitionen kaum möglich sind und die Folge dessen ist ein geringes oder kein Wachstum im Land und deshalb eine geringe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes. Dabei bedeutet die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes die Schaffung von Arbeitsplätzen mit fairen Löhnen und vor allem, dass Menschen ein selbsterfülltes und selbstbestimmtes Leben führen können – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihres Geschlechts. Keine Bildung ist also eine wesentliche Ursache für die Armut eines Landes.

Aufgrund von extremer Armut sind vielen Ländern die Hände gebunden: Sie können keine finanziellen Mittel zur Verfügungstellung von Bildungseinrichtungen aufwenden. Der Bau von Schulen ist nicht möglich und die Einrichtung von Klassenräumen, geschweige denn der geschlechtergerechte und ausreichende Zugang zu sanitären Einrichtungen, können nicht gewährleistet werden. Auch bleibt der notwendige Ausbau der Infrastruktur für einen zumutbaren Schulweg und die Ausbildung von Lehrer*innen auf der Strecke. Der Zugang zur Bildung ist also im Umkehrschluss nicht oder nur unzureichend gegeben.

Selbst wenn ein Zugang zur Bildung bestünde, könnten es sich die meisten Familien aufgrund ihres niedrigen oder sogar gänzlich fehlenden Einkommens ohnehin nicht leisten, ihre Kinder durchgängig in die Schule zu schicken. Ihnen fehlen die Mittel, um die notwendigen Kosten für Ressourcen wie Hefte, Stifte, usw. zu stemmen. Die im Land bestehende Armut ist daher eine Ursache für die mangelnde Bildung der Bevölkerung.

Schule in Afrika; Bild von nforngwa

Schule in Afrika; Bild von nforngwa https://pixabay.com/de/photos/schule-bildung-afrika-1645201/

Was können Entscheidungsträger*innen tun, um Bildung für alle zu gewährleisten und Armut zu bekämpfen?

  1. Finanzielle Unterstützung

Für öffentliche Schulen fallen in der Regel keine Schulgebühren an. Jedoch entstehen notwendige Begleitkosten, wenn es um den Zugang zu einer hochwertigen Bildung geht. Dazu gehören u.a. Schreibmaterialien, Bilder, Hefte etc. Um Kindern weltweit einen hochwertigen Schulalltag gewährleisten zu können, muss die Bundesregierung ihrer globalen Verantwortung als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt gerecht werden und mehr in die Förderung von Grundbildung investieren, beispielweise durch ausreichende Investitionen in multilaterale Organisationen wie die Globale Bildungspartnerschaft (GPE) .

  1. Aufklärung über die Wichtigkeit von Bildung

Bildung ist für viele Menschen, die von Armut betroffen sind, keine Priorität – besonders, wenn sie Tag für Tag um ihr Überleben kämpfen müssen und mit zahlreichen alltäglichen Problemen konfrontiert sind. Deshalb ist es unentbehrlich, im Rahmen von sachlichen Diskursen mit der Zivilgesellschaft vor Ort zu erläutern, inwiefern eine gute Bildung für den Kampf gegen Armut wichtig ist und vor allem inwieweit sie selbst von bildungspolitischen Maßnahmen profitieren würden. Im Rahmen diplomatischer Gespräche sollte Deutschland einen Beitrag zur Aufklärungsarbeit leisten. Insbesondere muss aufgezeigt werden, dass sich die deutsche Regierung ihrer Verantwortung zur finanziellen Unterstützung bewusst ist, um Chancengleichheit auf der Welt  zu fördern. Dieser finanzielle Rückhalt ermöglicht es den Regierungen einkommensschwächerer Länder und der Zivilgesellschaft vor Ort, entsprechende Prioritäten zu setzen.

  1. Ausbau von Infrastruktur und schulischen Einrichtungen

Damit Kinder einen Ort zum Lernen haben, benötigt es finanzielle Mittel zum Bau von Schulen und einen guten Ausbau von Schulwegen. In häufigen Fällen gibt es so wenige schulische Einrichtungen, dass die nächstgelegene Schule hunderte Kilometer entfernt ist. Es  müssen also weitere Bildungseinrichtungen geschaffen werden. Zu beachten ist dabei das Vorhandensein von sanitärer Ausstattung, die ein hygienisches Miteinander der Kinder erlaubt und die Ausbreitung ansteckender Krankheiten eindämmt sowie die Aufklärung rund um Themen wie die Periode. Außerdem muss die häufig spärliche Infrastruktur verbessert werden, so dass der Schulweg zumutbar wird.

  1. Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrer*innen

Eine hochwertige Bildung kann nur dann erreicht werden, wenn die das Wissen vermittelnden Personen selbst qualitativ hochwertig ausgebildet sind. Den Lehrer*innen müssen somit ausreichend Möglichkeiten zur eigenen Weiterbildung gegeben werden. Für die Schaffung von Ausbildungszentren ist eine Zusammenarbeit der afrikanischen Ländern mit Deutschland erforderlich, damit es zu einem effizienten Wissenstransfer kommen kann, der einen Mehrwert für die Bevölkerung beider Länder bietet.

  1. Schaffung weiterführender Bildungsangebote

Damit ein Kind bis zum berufstätigen Alter in der Weise ausgebildet werden kann, dass es sich im Berufsleben eine von ihm gewünschte Position erarbeiten und ein stabiles und angemessenes Einkommen erhalten kann, darf seine Ausbildung nicht nach der Grundschule enden. Es muss sichergestellt werden, dass jedes Kind zwölf Jahre qualitativer Schulbildung erhält. Deshalb muss ein Bildungsangebot geschaffen werden, das über Grundkenntnisse hinaus geht und fachspezifisches Wissen vermittelt. Dafür sind wiederum finanzielle Mittel unerlässlich.

Zusammenfassend …

Bildung ist als Schlüssel zur Bekämpfung extremer Armut nicht nur wichtig für die einzelne Person, sondern für ein gesamtes Land. Armut wird nicht mit der Schaffung eines besseren Zugangs zu Bildung sofort für alle beseitigt werden, aber sie ist von Generation zur Generation ein unverzichtbares nachhaltiges Instrument, selbstbestimmte und chancenreiche Leben zu führen.

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