Wo für viele Ekel aufkommt, beginnt für Dr. Bero die Faszination: beim Abwasser. Der Gesundheitsforscher leitet Mosambiks Abwassermonitoring-Programm zur Früherkennung von Krankheitsausbrüchen. Dabei wird das Abwasser auf Viren wie SARS-CoV 2 und das Norovirus getestet, um bei erhöhten Konzentrationen frühzeitige Präventionsmaßnahmen einleiten zu können. Dr. Bero schreibt dem Programm vor allem mit Blick auf klimabedingte Gesundheitsbedrohungen wachsende Bedeutung zu. Mit Unterstützung des Globalen Fonds wird das Programm Anfang des Jahres von vier auf fünfzehn Standorte ausgeweitet.
Dies ist ein Gastbeitrag des Globalen Fonds geschrieben von Melanie Sharpe.
Gesundheitsforscher Dr. Diocreciano Matias Bero leitet das Abwassermonitoring-Programm beim National Institute of Health (Nationales Gesundheitsinstitut) von Mosambik. Er weiß: Die meisten Menschen ekeln sich vor dem, was die Toilette hinuntergespült wird – aber die Untersuchung dieses Abwassers ist seine Leidenschaft.
„Niemand wollte etwas von übel riechenden Proben wissen“, meint er. „Aber darin finden wir die wertvollsten Informationen.“
In Ländern weltweit wird durch Abwasseruntersuchungen festgestellt, ob sich ein Virus oder Bakterium in einer Gemeinde ausbreitet, bevor es zu einem großen Krankheitsausbruch kommt. Die Idee: Wenn lokalisiert wird, wo ein Krankheitserreger im Umlauf ist, bevor die ersten Menschen erkranken, können Entscheidungsträger*innen schnell handeln, um eine Krankheit einzudämmen und ihre Ausbreitung zu verhindern.
Während der COVID-19-Pandemie haben verschiedene Länder auf Abwasseruntersuchungen gesetzt, um hohe Konzentrationen des SARS-CoV-2-Virus aufzuspüren und seine Entwicklung zu überwachen.
In sechs Ländern Ost- und Südafrikas, darunter auch Mosambik, unterstützt der Globale Fonds Abwasseruntersuchungsprogramme für die Früherkennung von Krankheiten.Dr. Bero und sein Team haben das Abwassermonitoring-Programm im letzten Jahr ins Leben gerufen und sammeln und testen jetzt viermal wöchentlich Abwasserproben als Frühwarnsystem für die Erkennung von Krankheitsausbrüchen.
Das Team hält während der Probenahme verschiedene Sicherheitsmaßnahmen ein. So tragen die Teammitglieder persönliche Schutzausrüstungen, um sich selbst zu schützen und zu gewährleisten, dass sie die gesammelten Proben nicht kontaminieren.Dem vierköpfigen Team gehören an (von links nach rechts): die Labortechnikerinnen Delfa Nhiuane und Loira Machalele, der technische Laborleiter Helder Simeao Chaigue und Dr. Bero.
Einer der ersten Schritte bei der Abwasseruntersuchung ist die Festlegung der Probenahmestellen. Zurzeit sammelt das Team Proben an vier Stellen, die über die mosambikanische Hauptstadt Maputo verteilt sind. Proben werden dort entnommen, wo große Abwassermengen durchfließen, außerdem an Standorten von besonderen Interesse, wie in der Umgebung einer Kläranlage sowie in der Nähe eines belebten Marktes und eines Sportstadions.
Nachdem die Probenahmestellen bestimmt wurden, stellen Dr. Bero und sein Team „Fallen“ für die Sammlung der Proben auf. Die Fallen bestehen aus einem Spezialgewebe, an dem das Wasser anhaftet. Das Team stellt die Fallen an den vier bestimmten Standorten auf und belässt sie 24 Stunden dort.
Am folgenden Tag kehrt das Team zurück, sammelt die Proben ein und transportiert sie zu einem Labor im National Institute of Health in Marracuene, einer Stadt etwa 30 Kilometer nördlich von Maputo.Die Proben müssen während des Transports gekühlt und bei 4 bis 8 Grad Celsius gelagert werden, um die Unversehrtheit der Probe zu gewährleisten.
Im Labor werden die Proben auf das SARS-CoV-2-Virus, das COVID-19 verursacht, sowie auf bestimmte Grippestämme getestet. Einige Ergebnisse liegen bereits nach 24 Stunden vor. Dr. Bero erläutert: „Bevor in der Gemeinde Krankheitsfälle auftreten, wissen wir bereits, dass Erreger ‚X‘ im Umlauf ist… und wir können zügig Präventionsmaßnahmen treffen.“
Anfang nächsten Jahres wird das Programm auf 15 weitere Standorte ausgeweitet. Nach Aussage von Dr. Bero ist die Erweiterung des Programms lebenswichtig, weil Mosambik vermehrt mit Risiken von Krankheitsausbrüchen im Zusammenhang mit dem Klimawandel konfrontiert ist.
„[Wir] sind durch den Klimawandel gefährdet, und wenn es regnet, kommt es zu Überschwemmungen“, erklärt er. „Wenn wir das Programm bereits eingeführt haben, können wir feststellen, ob der Cholera-Erreger, das Rotavirus oder das Norovirus vorhanden ist oder welcher Erreger in der Gemeinde im Umlauf ist und welcher Durchfall verursacht. Für das Land ist es äußerst wichtig, dieses Programm zu erweitern.“
Der Globale Fonds investiert jährlich etwa 1,5 Milliarden US-Dollar in den Aufbau resilienter und nachhaltiger Gesundheitssysteme. Dazu gehören auch Investitionen in Frühwarnsysteme, durch die zukünftige Gesundheitsbedrohungen erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden können.