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5 Gründe, für eine feministische Entwicklungszusammenarbeit

Kürzlich veröffentlichte Svenja Schulze (und das Entwicklungsministerium BMZ) das neue Konzept für eine feministische Entwicklungspolitik. Seit einem Jahr wird nun detaillierter über eine feministische Entwicklungs- als auch eine Außenpolitik gesprochen und diskutiert. Oft wird allerdings noch das Konzept einer solchen Entwicklungspolitik hinterfragt. Deshalb haben wir hier die wichtigsten Gründe als Spickzettel zusammengetragen: Warum brauchen wir eine feministische Entwicklungszusammenarbeit? 

1. Weltweite Geschlechterungerechtigkeit

Geschlechterungerechtigkeit und Diskriminierung auf Grund des Geschlechts gibt es bis heute in jedem Land der Welt. Leider. Diese Diskriminierung wirkt sich aber häufig ganz unterschiedlich aus. Grundsätzlich gilt: Geschlechterungerechtigkeit führt dazu, dass die ohnehin vorhandenen Probleme einer Gesellschaft Frauen und queere Personen besonders hart treffen. Dies zeigt sich vor allem bei großen Krisen: beim Klimawandel, der Coronapandemie oder der Hungerkrise. Frauen und benachteiligte Gruppen sind zum Beispiel vom Klimawandel und den Konsequenzen mit am stärksten betroffen. Ein Beispiel dafür ist, dass schätzungsweise 80 Prozent der Menschen, die durch die Klimakrise von ihrem Wohnort vertrieben wurden, Frauen sind. 

2. Armut ist sexistisch

Armut ist ein wichtiges Beispiel für die intersektionalen Auswirkungen von Geschlechterungerechtigkeit in Krisen. In Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich weniger, haben weniger Vermögen und sind häufiger finanziell von ihrem Partner abhängig als Männer. In Ländern, in denen ein großer Teil der Bevölkerung in extremer Armut lebt, gibt es diesen Effekt auch – aber mit noch drastischeren Auswirkungen. In diesen Ländern haben Frauen oft nicht die Möglichkeit zu arbeiten und ihr eigenes Geld zu verdienen, um sich finanziell unabhängig zu machen und gleichzeitig gibt es weniger staatliche Sicherungssysteme.  Auch die COVID-19 Pandemie hat einiges zur Armut und Geschlechterungleichheiten beigetragen. Zum Beispiel war die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen an Hunger leiden, vor der Pandemie um 6 % höher als bei Männern. Im Höhepunkt der Pandemie lag diese Wahrscheinlichkeit bei 10 %. Oft sind Frauen durch extreme Armut und Hunger in Situationen gefangen, aus denen sie sich schwer oder gar nicht befreien können.

3. Starke Gesellschaften brauchen starke Frauen

Um extreme Armut zu beenden ist Geschlechtergerechtigkeit also ein entscheidendes Element. Gleichzeitig zeigen Studien, dass viele entwicklungspolitische Ziele mit höherer Wahrscheinlichkeit erreicht werden, wenn Frauen daran beteiligt sind:  Mehr Nahrungsmittel: Frauen machen knapp die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte aus, besitzen aber nur 14 Prozent der Anbaufläche weltweit. Wäre der Zugang zu Produktionsmitteln geschlechtsunabhängig gäbe es einen 30-prozentigen Anstieg der landwirtschaftlichen Erträge.   Mehr Stabilität: Friedensverhandlungen, an denen Frauen aktiv beteiligt sind, haben höhere Erfolgschancen:  Für sie steigen die Chancen um 20 Prozent, mindestens zwei Jahre zu halten. Außerdem ist es wahrscheinlicher, dass getroffene Vereinbarungen tatsächlich umgesetzt werden.   Mehr Wirtschaftswachstum: Laut einer Studie von McKinsey würde eine gleichberechtigte Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt zu einem Anstieg des globalen Wirtschaftswachstums bis 2025 um 28 Billionen US-Dollar führen.  Das sind nur drei starke Gründe für gestärkte Frauen. Die Liste liese sich beliebig fortführen.

4. Selbstbestimmung als Ziel von Entwicklungspolitik

Letztendlich dürfen Frauen natürlich nicht nur ein Mittel zum Zweck sein. Deshalb ist der wichtigste Grund für eine feministische Entwicklungszusammenarbeit die Selbstbestimmung aller Menschen. Und gerade hier gibt es viel zu tun.  Noch in vielen Ländern sind sexuelle und reproduktive Rechte für benachteiligte Gruppen keine Selbstverständlichkeit. Auch der sichere Zugang zu reproduktiven Gesundheitsdiensten ist oft nicht gegeben. Schwangerschaften können dadurch extrem gefährlich werden. Denn alle zwei Minuten stirbt eine Frau während oder nach der Entbindung und Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sind eine hohe Todesursache. Das Recht zur selbstbestimmten Familienplanung von Frauen kann solche Todesursachen drastisch vermindern.  Bildung, ebenfalls keine Selbstverständlichkeit für viele Frauen, kann sogar dazu beitragen, extreme  Armut zu beenden. Wenn der Zugang zu Bildung verwehrt wird, werden gleichzeitig mehrere Möglichkeiten wichtige Aufklärung zu erhalten und potentielle zukünftige Arbeitsmöglichkeiten verweigert. Ein intersektionaler und zugänglicher Zugang zu Bildung kann also das Recht zur Selbstbestimmung stark unterstützen.

5. Koloniale Kontinuitäten in der Entwicklungszusammenarbeit

Geschlechtergerechtigkeit muss – ganz besonders im entwicklungspolitischen Kontext – intersektional gedacht werden. In der Entwicklungszusammenarbeit werden immer wieder koloniale Kontinuitäten sichtbar, die entschlossen aufgearbeitet werden müssen. Eine konstruktive feministische Entwicklungspolitik kann deshalb nicht nur die spezifischen Bedürfnisse von Frauen im Blick habe – sie muss immer gleichzeitig antirassistisch und antikolonial sein.  Natürlich gibt es viele weitere Gründe, die für eine feministische Entwicklungszusammenarbeit sprechen. Grundsätzlichen brauchen wir sie, um die Rolle von Frauen und ihre Rechte zu dekolonisieren und sie zu stärken. Auch wenn der Begriff Feminismus immer wieder zu hitzigen Debatten führt: die Gleichberechtigung aller Menschen kann nicht falsch sein.  Und schaffen wir es, Diskriminierung zu beenden, können wir alle ein besseres Leben führen. Mit mehr Wohlstand. Stabilität. Gesundheit. Für uns und alle, die uns lieb sind. 

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