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Kaffeesteuer auf fair gehandelten Kaffee abschaffen – und Gleichberechtigung vorantreiben?

Wir sind davon überzeugt: fairer Kaffee darf kein Luxus mehr sein. Deshalb haben wir 2020 bis 2021 die Abschaffung von Kaffeesteuer auf fair gehandelten und nachhaltig produzierten Kaffee gefordert. Wenn so eine Steuer durchgesetzt wird, würden faire Kaffeeprodukte finanziell attraktiver für Konsument*innen in Deutschland und öfter gekauft und getrunken werden. Die Bundesregierung muss diese Chance eines Tages ergreifen, denn in der fairen Kaffeeproduktion werden essentielle und hohe Sozial- und Umweltstandards eingehalten. Eine steuerliche Begünstigung dieser nachhaltigen Lieferketten könnte dazu beitragen, dass Deutschland dem Erreichen der Globalen Nachhaltigkeitsziele näherkommt. Solche zukunftsorientierte Steuerpolitik hätte mit geringem monetärem Aufwand einen großen Effekt für die Kaffeebäuer*innen in Anbauländern des Globalen Südens – viele von ihnen Frauen 

Geschlechterungleichheit – auch im Kaffeesektor

Kaffeeproduktion erfordert viel menschliche Arbeit; Anbauflächen sind zudem stark von Auswirkungen des Klimawandels bedroht. Durch die Förderung Fairen Handels im Kaffeesektor können in diesen Bereichen nachhaltige Verbesserungen für Mensch und Umwelt erzielt werdenDoch bleibt oft unbeachtet, dass die herkömmliche Kaffeeproduktion in vielen Bereichen insbesondere auch genderspezifische Ungleichheiten reproduziert70% der Arbeit in der Kaffeeproduktion wird von Frauen geleistet. Fokussiert man auf einzelne Teilprozesse der Produktion, sind es sogar 90% in der Feldarbeit und 80% in der Erntearbeit. Mit anderen Worten: Frauen leisten den größten Teil der Kaffeeproduktion und profitieren somit auch besonders von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und angemessenen Löhnen im Fairen Handel. Doch aktuelle Zahlen erzählen eine andere Geschichte:  Obwohl Kleinbäuerinnen die Kaffeeproduktion maßgeblich stemmen, haben sie noch lange nicht das gleiche Mitspracherecht wie Männer im Produktionsprozess – diese sind in den meisten Fällen Besitzer der Kaffeefarmen. Leider steht für Kaffeebäuerinnen wirtschaftliche, strukturelle und rechtliche Benachteiligung an der Tagesordnung. Einer Studie des Kaffeeproduzenten Nespresso zufolge wünschen sich 97% der in der Kaffeeproduktion tätigen Frauen, aktiver in den Anbau eingebunden zu werden. Die Probleme werden erneut deutlich, wenn man die Zahlen vergleicht. Zwar wird die meiste Arbeit in der Kaffeeproduktion von Frauen geleistet, doch verdienen sie meist weniger und besitzen weitaus weniger Land. Im Schnitt besitzen Kaffeebäuerinnen 25% weniger Land der Anbauflächen als Kaffeebauern! Dieser Wert fluktuiert zwischen 20% (Uganda) und 40% (Tansania). Darüber hinaus werden nur 20 bis 30% der Kaffeefarmen überhaupt von Frauen betrieben. Doch wie können faire Lieferketten dazu beitragen, diese Ungleichheiten zu überwinden? 

Landwirtschaft ist ein Schlüsselsektor in vielen Ländern Afrikas. Viele Bereiche stützen sich maßgeblich auf die Arbeit von Frauen – so auch der Kaffeesektor. (Credit:A.Fleuret_USAID)

Fairer Kaffee und Gleichstellung der Geschlechter

Fairer Handel hilft auf vielen Ebenen, geschlechtsspezifische Ungleichheiten innerhalb der Kaffeeproduktion abzubauen. Hierbei geht es um mehr als allein die Vorgabe von Standards. In der fairen Kaffeeproduktion helfen systematische Kooperationen vor Ort dabei, lokale Mitarbeiter*innen für das Thema zu sensibilisieren und zeitgleich dazu anzuhalten, frauenfördernde Maßnahmen in den lokalen Produktionsprozess zu integrieren. Außerdem gibt es spezielle Frauenförderprogramme – wie zum Beispiel die Woman’s School of Leadership –, welche mithilfe von Organisationen des Fairen Handels vor Ort durchgeführt werden. Doch Geschlechtergerechtigkeit vor Ort dient nicht nur dem Selbstzweck, sondern zahlt sich für die gesamte Gesellschaft und die Umwelt aus. Zahlreichen Studien  zufolge wirkt sich das finanzielle und strukturelle Wohlergehen von Frauen positiv auf deren Familie aus. Aus Zahlen von Women Deliver geht hervor, dass Frauen den Großteil ihres Einkommens in Gesundheit, Ernährung und Bildung ihrer Familienmitglieder reinvestieren. Das hat nicht nur einen positiven Effekt auf die Familie selbstsondern trägt ebenfalls dazu bei, andere Nachhaltigkeitsziele zu erfüllenBeispielsweise kann die rechtliche und wirtschaftliche Gleichstellung zu einer Verminderung der Armut vor Ort beitragen. Auch ein Bericht der Weltbank kommt zu dem Schluss, dass Familien gesamtheitlich profitieren, wenn ihre Frauen stärker und gleichberechtigt in den Kaffeeanbau eingebunden sind.  

01 OCT 2020, BERLIN/GERMANY:
Diskussion und äthiopische Kaffeezeremonie mit Sara Nuru, Unternehmerin, Alexandra Rothe, Kaffeebloggerin, Stephan Exo-Kreischer, Direktor ONE Deutschland, Toni Scheurlen, Moderatorin, Speciality Coffee Roesterei Five Elephant
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