Alle fünf Jahre findet der Globale Bildungsgipfel zur Finanzierung der Globalen Bildungspartnerschaft (GPE) statt. Dieses Jahr trafen sich die Staats- und Regierungschefs der Welt 28. bis 29. Juli in London. Gemeinsam mit unseren Aktivist*innen haben wir von ihnen gefordert, die globale Lernkrise zu bekämpfen! Denn wusstest Du, dass jeden Tag über 193.000 10-Jährige die Möglichkeit grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten zu erlernen verpassen? Unser Lost Potential Tracker zeigt: Das sind 70 Millionen Kinder – oder mehr als die Hälfte aller 10-Jährigen weltweit –, die bis Ende 2021 potenziell betroffen sind. Bis 2030 könnte die Krise über 750 Millionen Kinder erreichen. Der afrikanische Kontinent wird davon besonders betroffen sein, denn 40 % der gefährdeten Kinder leben in Subsahara-Afrika. Was noch alles auf dem Spiel steht und wie auch Du mit deiner Stime helfen kannst, eine Katastrophe zu verhindern, erfährst Du hier.
Warum das 10. Lebensjahr zählt
Das zehnte Lebensjahr ist ein entscheidender Meilenstein, an dem Kinder vom Lesen lernen zum “Lesen, um zu lernen” übergehen sollten. Wenn sie das schaffen, haben sie die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben. In den letzten sechs Jahren haben jedoch über 411 Millionen Kinder nicht die grundlegenden Lese- und Schreibfähigkeiten erworben, die von einem 10-Jährigen erwartet werden.
Seit Beginn von Covid-19 haben zwei Drittel der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen ihr Bildungsbudget gekürzt. Die Pandemie droht Investitionen in Bildung um sechs Jahre – oder um 12 % – zurückzudrängen. Als weltweit einzige Bildungspartnerschaft und einziger Fonds zur Gewährleistung einer hochwertigen Bildung in Ländern mit niedrigem Einkommen hat die Globale Partnerschaft für Bildung (GPE) seit 2002 dazu beigetragen, dass mehr als 160 Millionen Kinder zur Schule gehen konnten. Wir brauchen unbedingt eine erfolgreiche Konferenz zur Wiederauffüllung der Mittel.
Esther aus Nigeria in ihrem Klassenzimmer. Erfahre hier mehr über ihre Geschichte.
Gezielte effektive Investitionen
Um zu verhindern, dass sich die Bildungskrise zu einer Katastrophe ausweitet, muss weltweit mehr in Bildung investiert und sichergestellt werden, dass diese Mittel wirksam eingesetzt werden. Dabei sollte der Fokus darauf liegen, Grundschulbildung zu verbessern und die am stärksten betroffenen Menschen zu fördern.
Erstens müssen sich die Geber bei der Finanzierungskonferenz zu mindestens fünf Milliarden Dollar verpflichten – ein Tropfen auf dem heißen Stein im Vergleich zu den Billionen, die sie für ihre wirtschaftliche Reaktion auf die Pandemie ausgegeben haben. Zweitens müssen sich die Partner der Entwicklungsländer verpflichten, 20 % ihres Staatshaushalts für Bildung aufzuwenden. Mit nur einer Milliarde Dollar für einkommensschwache Länder können über 8,6 Millionen Kinder auf einen besseren Weg gebracht werden.
Deutschland hat auf dem Gipfel zugesagt, innerhalb der nächsten sechs Jahre 316 Millionen Euro in globale Bildung zu investieren. Das reicht aber bei Weitem nicht aus. Es hätten mindestens 550 Millionen Euro für den Zeitraum 2021-2025 sein müssen! Wir können aber keine weitere fünf Jahre warten. Wenn wir hier nicht jetzt handeln, wird dies auf Jahrzehnte hinaus verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben sowie die Entwicklung der nächsten Generation von Ärzt*innen, Lehrer*innen und Führungskräften dort gefährden, wo sie am meisten gebraucht werden. Deshalb fordern wir von der Bundesregierung weitere Maßnahmen zu ergreifen. Nicht nur in die Globale Bildungspartnerschaft, auch in den globalen Fonds Education Cannot Wait (ECW) muss Deutschland in Zukunft weiter investieren. ECW ist ein multilateraler Mechanismus, der Schulbildung für Kinder und Jugendliche in Krisengebieten sicherstellt. Darüber hinaus sollte die Bundesregierung neben der beruflichen Bildung, auf die sie 62 Prozent der Bildungsgelder verwendet, nicht die Grundbildung vernachlässigen. Denn gerade die Lesefähigkeit eines zehnjährigen Kindes entscheidet über den anschließenden Bildungserfolg.