Vom 5. bis 6. Dezember 2024 findet in Südkorea die nächste Wiederauffüllung der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA) der Weltbank statt. Diese Wiederauffüllung ist entscheidend für die globale Armutsbekämpfung in derzeit 75 Ländern, denn die IDA ist eine der größten Finanzierungsquellen für einkommensschwache Länder. Angesichts der multiplen globalen Krisen – die Auswirkungen des Klimawandels, wachsende Ungleichheiten und die Schuldenkrise – ist diese 21. Finanzierungsrunde (IDA21) besonders wichtig.
Was ist die IDA und warum ist sie so wichtig?
Die IDA wurde 1960 gegründet und ist Teil der Weltbankgruppe. Ihr Ziel ist es, Länder mit niedrigem Einkommen durch zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse zu unterstützen. Diese Länder – momentan mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von unter 1.315 US-Dollar – haben oft keinen Zugang zu globalen Finanzmärkten, da sie nicht als kreditwürdig gelten. Die IDA füllt diese Lücke – und stellt lebenswichtige Mittel bereit, damit einkommensschwache Länder in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur investieren können.
Heute ist die IDA die größte Quelle von Gebermitteln für grundlegende soziale Dienste in einkommensschwachen Ländern. Sie unterstützt 75 Länder weltweit – über die Hälfte davon in Afrika – und leistet somit einen entscheidenden Beitrag zur Förderung von nachhaltiger Entwicklung und der Bekämpfung von Armut. Damit ergänzt sie den ursprünglichen Zweig der Weltbank, die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD), die Länder mit mittlerem Einkommen unterstützt.
Die Finanzierung der IDA
Die Finanzierung der IDA basiert auf einem Mix aus verschiedenen Quellen: Direkte Beiträge der Geberländer der Weltbank, Kreditaufnahmen auf den internationalen Kapitalmärkten, Rückzahlungen aus früheren IDA-Darlehen, Mittelübertragungen aus früheren Auffüllungen der IDA und Gewinntransfers von der IBRD.
Warum hat die IDA eine hohe Rendite?
Die IDA zeichnet sich durch ihre außergewöhnlich hohe Rendite aus – und das sowohl für die Geberländer als auch für die Empfängerländer. Aber warum ist das so?
1. Die IDA verleiht Geld zu Vorzugsbedingungen:
Ein Hauptgrund ist die Art der Kredite, die die IDA vergibt. Sie bietet einkommensschwachen Ländern Zuschüsse oder besonders zinsgünstige Kredite, die häufig sogar zinsfrei sind und über lange Zeiträume von 30 bis 40 Jahren zurückgezahlt werden können. Mehr als die Hälfte der IDA-Länder erhält ihre Mittel ganz oder teilweise in Form von Zuschüssen, die keinerlei Rückzahlungen erfordern. Diese Zuschüsse sind speziell an Länder mit hohem Überschuldungsrisiko gerichtet, um ihnen den finanziellen Spielraum zu geben, in langfristige Entwicklungsprojekte zu investieren.
2. Die IDA bietet ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis:
Vor allem das hybride Finanzierungsmodell der IDA – die Mischung aus Eigen- und Kapitalmarktmittel – trägt zu ihrer hohen Effizienz bei. Die IDA nutzt die internationalen Kapitalmärkte, indem sie Anleihen verkauft. Durch die Kombination der Geberbeiträge mit den Mitteln aus dem Anleihenverkauf und Rückzahlungen vergangener Kredite, kann die IDA die zur Verfügung stehenden Finanzmittel vervielfachen. Jeder Euro, der von den Geberländern bereitgestellt wird, wird so auf rund 3,50 Euro an Mitteln für Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen erhöht. Dieses Modell gewährleistet, dass die IDA auch langfristig stabil bleibt und ihre wichtige Aufgabe der globalen Armutsbekämpfung erfüllen kann – und das in einem deutlich größeren Umfang als durch rein staatliche Zuschüsse allein möglich wäre.
3. Eine Investition in die IDA ist eine Investition in Afrikas Zukunft:
Die IDA ist der größte Anbieter von zinsgünstigen Finanzierungen für Afrika. Über die Hälfte der IDA-Länder liegen auf diesem Kontinent. Im Geschäftsjahr 2023 entfielen 75% der IDA-Verpflichtungen (25,8 Milliarden US-Dollar) auf Afrika. Das zeigt, dass die IDA gezielt dort wirkt, wo die Herausforderungen am größten sind.
4. Die IDA wird von den Ländern selbst geführt und getragen:
Nicht zu unterschätzen ist auch, dass die IDA eng mit den Empfängerländern zusammenarbeitet. Die Unterstützung durch die IDA orientiert sich an den Bedürfnissen, Prioritäten und Leistungen der Empfängerländer und nutzt deren lokale Verwaltungssysteme. Etwa zwei Drittel der IDA-Mittel werden als flexible und planbare Unterstützung vergeben. Dadurch decken die IDA-Mittel nicht nur kurzfristige Bedürfnisse ab, sondern die bereitgestellten Mittel können langfristig effizient und zielgerichtet eingesetzt werden.
Die anstehende Wiederauffüllung: Warum ist IDA21 entscheidend?
Vom 5.-6. Dezember 2024 steht die Abschlusskonferenz der 21. Wiederauffüllung der IDA in Seoul, Südkorea an. Alle drei Jahre legen die Geberländer der Weltbank in einer umfassenden Verhandlungsrunde ihre finanziellen Beiträge für den kommenden Dreijahreszyklus fest. Diese Zusagen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die IDA einkommensschwachen Ländern weiterhin zinsgünstige Kredite und Zuschüsse anbieten kann.
Die letzte Runde, IDA20, war 2021 mit 93 Milliarden US-Dollar die größte in der Geschichte der IDA. Doch die Herausforderungen sind seitdem noch größer geworden: Die Auswirkungen des Klimawandels, wachsende Ungleichheit und die weltweite Schuldenkrise setzen viele Länder unter enormen Druck. Weltbankpräsident Ajay Banga hat bereits klargemacht, dass IDA21 eine historische Wiederauffüllung werden muss, um den gestiegenen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Das Ziel dieser Runde: 100 Milliarden US-Dollar. Um dies zu erreichen, wird eine erhebliche Aufstockung der Geberbeiträge notwendig sein – schätzungsweise um 15 bis 30 Prozent. Nur so können die dringend benötigten 28 bis 30 Milliarden US-Dollar an direkten Geberbeiträgen gesichert werden, die den Weg zu einer erfolgreichen Wiederauffüllung ebnen.
Was fordern wir von Deutschland?
Deutschland ist einer der größten Anteilseigner der Weltbank und aktuell viertgrößter Geber für IDA. Für IDA20 hat Deutschland 1,9 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Damit spielt Deutschland eine wichtige Rolle in der Wirkung, die die IDA erreichen kann.
Wir fordern, dass Deutschland im Rahmen der 21. Wiederauffüllung Mittel bereitstellt, die den für IDA20 bereitgestellten Betrag in realen Werten mindestens trifft, besser noch übersteigt.
IDA21 findet im Kontext einer Polykrise – Schulden-, Ungleichheits- und Klimakrisen – statt, deren Auswirkungen die Fähigkeit vieler einkommensschwachen Länder stark beeinträchtigt haben, soziale Dienstleistungen zu finanzieren, den Klimawandel zu bekämpfen und ihren internationalen Menschenrechtsverpflichtungen zu erfüllen. Gleichzeitig weisen die Hauptgeber der IDA auf finanzielle Einschränkungen und die Notwendigkeit einer Erhöhung der Verteidigungsausgaben hin. Daher bietet die IDA21-Wiederauffüllung in Südkorea die Chance, auf die drängendsten globalen Herausforderungen zu reagieren und die Weichen für eine nachhaltigere, gerechtere Zukunft zu stellen. Jetzt ist es an den Geberländern, diese Gelegenheit zu nutzen.