Weltweit macht die Bekämpfung von Aids Fortschritte. So ist die Zahl der Neuinfektionen seit dem Jahr 2000 um 35 Prozent auf zwei Millionen zurückgegangen. Und: Es sterben immer weniger Menschen an Aids. Gab es Jahr im Jahr 2004 noch zwei Millionen Todesopfer, waren es zuletzt noch 1,2 Millionen. Diese Erfolge sind überaus erfreulich – und sie zeigen, dass sich Investitionen in Prävention und Behandlung lohnen.
Doch nicht alle Menschen haben von der positiven Entwicklung profitiert. Vor allem junge Menschen in den ärmsten Ländern der Welt sind weiterhin besonders von HIV bedroht. Allein im Jahr 2012 haben sich weltweit 300.000 Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren mit dem Virus angesteckt – fast ausschließlich in Entwicklungsländern. Und die Zahl der Jugendlichen, die an Aids sterben, stieg zwischen 2005 und 2012 sogar um 50 Prozent auf 110.000 an!
Einer der Gründe ist die fehlende Aufklärung über HIV. So verfügt in Afrika südlich der Sahara, wo mehr als zwei Drittel aller HIV-infizierten Menschen leben, nur etwa jedes vierte Mädchen und jeder vierte Junge über ein umfassendes und korrektes Wissen über HIV. Viele Jugendliche sind nicht sexuell aufgeklärt, sodass Mythen zu Fragen der Sexualität und Verhütung vorherrschen.
Mädchen in Entwicklungsländern haben ein besonders hohes Infektionsrisiko. Das ist zum einen anatomisch bedingt, zum anderen können sie aufgrund ihrer oftmals schlechteren sozialen Stellung nur selten sicheren Sex mit ihrem Partner aushandeln. Soziokulturelle Praktiken wie Kinderehen und Genitalverstümmelung erhöhen bei Mädchen das Risiko einer Ansteckung mit HIV zusätzlich. Jedes Jahr infizieren sich weltweit 380.000 Mädchen und junge Frauen im Alter von zehn bis 24 Jahren mit dem Virus – das sind 60 Prozent aller Neuinfektionen in dieser Altersgruppe.
Was ist zu tun?
Die anhaltende Verbreitung von Aids unter Jugendlichen in Afrika ist auch deshalb so erschreckend, weil sich HIV-Infektionen durch Prävention wie Aufklärung und Verhütung ganz einfach vermeiden ließen. Deshalb müssen sich Präventionsprogramme gezielt an Jugendliche richten und dringend ausgeweitet werden.
Durch unsere Aufklärungsarbeit mit Jugendlichen in Ostafrika zeigen wir, dass altersgerechte
Aufklärung funktioniert und zu einem Rückgang des HIV-Risikos beiträgt. In rund 400 Jugendklubs in Äthiopien, Kenia, Tansania und Uganda informieren von uns ausgebildete Jugendberater Gleichaltrige zu Sexualität, Verhütung und Aids. Die Jugendlichen erfahren, wie sie sich vor einer HIV-Infektion schützen können, wo sie sich testen lassen können und was im Falle einer Ansteckung zu tun ist. Zusätzlich bilden wir lokales Gesundheitspersonal weiter, um das Angebot an jugend- und geschlechtergerechten Gesundheitsdiensten zu verbessern.
Auch internationale Geber sind gefordert, sich verstärkt in der Bekämpfung der Aids-Epidemie zu engagieren. Die im kommenden Jahr anstehende Wiederauffüllungskonferenz für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria bietet hierfür eine gute Gelegenheit. Denn der Globale Fonds hat sich bei der Behandlung von Aids als äußerst wirksam erwiesen. Die Bundesregierung sollte ihren Beitrag von derzeit 210 Millionen Euro auf mindestens 400 Millionen Euro pro Jahr erhöhen – das wäre angesichts der deutschen Wirtschaftskraft angemessen.
von Renate Bähr