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Die größte Moskitonetzkampagne der Welt

Dies ist ein Gastbeitrag des Globalen Fonds, einem weltweiten Finanzierungsinstrument im Kampf gegen HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria, anlässlich des Welt-Malaria-Tags. 

Trotz starker Fortschritte in den letzten zehn Jahren gehört Nigeria noch immer zu den Ländern mit den weltweit meisten Malariafällen. Für den Globalen Fonds und seine Partner ist dies Anlass genug, dort die umfangreichste Moskitonetzkampagne zum Schutz vor der gefährlichen Fieberkrankheit aufzufahren. Sie zeichnet sich durch eine dezentrale Organisation mit Tür-zu-Tür-Ansatz zur Verteilung und Aufklärung aus – ein koordinatorischer Kraftakt, der sich aus Sicht der Beteiligten lohnt. Schon bei den ersten Anzeichen von Fieber brachten Salisu und Basira ihren 2-jährigen Sohn Maila ins nächstgelegene Gesundheitszentrum nach Sabon-Gari im nigerianischen Bundesstaat Kano. Dort wurde der unter Krämpfen leidende Junge positiv auf Malaria getestet. Umgehend folgte die Verlegung in ein größeres Kinderkrankenhaus, Maila verstarb jedoch trotz aller Bemühungen der Gesundheitskräfte nur wenige Stunden später.

„Vieles erinnert mich an ihn. Er besucht mich oft in meinen Träumen“, sagt Salisu.

Mailas Schicksal ist kein Einzelfall. Nach Jahren des stetigen Rückgangs nehmen die Malaria-Infektionen und -Todesfälle wieder zu. Weltweit stirbt jede Minute ein Kind an der Infektionskrankheit. In Nigeria ist die Situation besonders dramatisch. Hier ist die Krankheit weltweit am stärksten verbreitet und machte im Jahr 2022 31 Prozent der globalen malariabedingten Todesfälle aus. Die Anzahl an Menschen, die in Nigeria an Malaria verstorben sind, ist zwar innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte um 25 Prozent gesunken, die Krankheit fordert allerdings immer noch jedes Jahr mehr als 190 000 Menschenleben. Kleine Kinder unter 5 Jahren, wie Maila, machen den größten Anteil der Todesfälle aus.

Die Kampagne zur Eindämmung von Malaria

Dem setzt der Globale Fonds in Zusammenarbeit mit der nigerianischen Regierung, Nichtregierungsorganisationen und den Gemeinden vor Ort die weltweit größte und komplexeste Kampagne zur Eindämmung von Malaria entgegen. Das Ziel: Sicherzustellen, dass alle Menschen unter dem Schutz eines mit Insektiziden behandelten Moskitonetzes schlafen. In den vergangenen fünf Jahren wurden durch die Investitionen des Globalen Fonds bereits mehr als 87 Millionen Netze in ganz Nigeria verteilt – trotz aller Herausforderungen, die durch die COVID-19-Pandemie, regionale Konflikte und Vertreibung bestanden. Im Bundesstaat Kano, einem der bevölkerungsreichsten Staaten Nigerias, wurden kürzlich im Rahmen einer zweiwöchigen Kampagne 8,8 Millionen Moskitonetze an mehr als 18 Millionen Menschen verteilt. Vor der COVID-19-Pandemie holten die Familien ihre Netze an einer zentralen Verteilstelle in ihren Gemeinden ab. Das führte oft zu großem Andrang, bei dem einige Familien leer ausgingen. Heute werden die Netze mit dem neuen Tür-zu-Tür-Ansatz direkt in die Haushalte gebracht, sodass mehr Familien schnell und unkompliziert Netze erhalten. Die Kampagne in Kano wird von tausenden Helfer*innen getragen. Hier stellen wir einige davon vor.

CHINASA ABANA, LOGISTIKERIN

Die Moskitonetz-Kampagne im Bundesstaat Kano ist ein gewaltiges logistisches Unterfangen. 8,8 Millionen Netze werden von einem staatlichen Lager in die Stadt Kano zu 44 lokalen Lagern der Regierung transportiert. Von da aus werden sie in die mehr als 3.600 lokalen Verteilungszentren überführt und erreichen schließlich Millionen von Haushalten. Die reibungslose Durchführung der Netzlieferungen liegt in den Händen der Logistiker*innen. Chinasa Abani ist eine von ihnen.

Sie und ihr Team beaufsichtigen die Beschaffung verschiedener Fahrzeuge, die für den Transport der Netze genutzt werden.

„Um die Netze von den Gemeinden zu den Verteilungszentren zu bringen, brauchen wir kleine Fahrzeuge, weil die Straßen schmaler sind. In den Flussgebieten benutzen wir Kanus, in sandigen Gebieten Fahrzeuge mit großen Reifen. An manchen Orten setzen wir auch Pferde, Karren und Esel ein“, erzählt Chinasa.

ISMAIL YUSUF, LAGERIST

 Auch Ismail Yusul arbeitet im Verteilungszentrum in Gabasawa. Als Lagermitarbeiter ist er dafür verantwortlich, dass die richtige Anzahl an Moskitonetzen an die vorgesehenen Orte versandt wird.

ABDULAHI SAIDU, LAGERLEITER

 Im Nordwesten des Bundesstaates, in Dala, stellt der Lagerleiter Abdulahi Saidu die Qualität der Netze sicher. Außerdem prüft er, dass stets die richtige Menge an Netzen ins Lager kommen und dieses schließlich wieder verlassen. Während der Kampagne arbeitet er 13 Stunden am Tag. Trotz der langen Arbeitszeit ist er mit seiner Arbeit zufrieden, sagt Abdulahi. Er weiß, dass die Netze viele Leben retten werden.

CHIAMAKA DORATHY EZE, AUSBILDERIN

 Tausende Verteilerteams gehen in den Stadtteilen von Tür zu Tür, um die Netze aus den lokalen Verteilzentren persönlich an die Haushalte auszugeben. Die Teams bestehen jeweils aus vier Personen: einem*r Sicherheitsbeauftragten,  Gesundheitspädagog*in, Verteiler*in und Rikscha-Fahrer*in.

Die Verteiler*innen sind Freiwillige, die für ihre Arbeit eine Aufwandsentschädigung erhalten. Sie nutzen eine App, die die Verteilung der Netze und deren Empfänger*innen dokumentiert. In einer zentralen Datenbank werden die Einträge jeden Abend kontrolliert und ausgewertet, um sicherzustellen, dass die Kampagne alle Gemeinden erreicht. Die Ausbilderin Chiamaka Dorathy Eze schult die Verteiler*innen und stellt sicher, dass alle wissen, wie man die App korrekt nutzt.

AISHA ALIYUYARO, NETZVERTEILERIN

 Aisha Aliyuyaro ist eine der Netzverteiler*innen. Nachdem sie im Radio von dem Projekt hörte, wollte sie ein Teil dessen werden.

„Ich engagiere mich für die Kampagne, weil die Moskitos ansonsten Menschen – vor allem Kinder – angreifen“, sagt sie. „Meine Kinder sind sicher, weil sie ein Netz benutzen, aber viele andere sind es nicht.“

Mit dem Motorrad fährt sie in die Gemeinden und klopft dort an die Türen, um die Netze zu verteilen. In der App lädt sie die entsprechenden Daten hoch. An ihrer Seite ist dabei stets eine pädagogische Fachkraft, die die Familien über die richtige Verwendung und Wartung der Netze aufklärt. Die Arbeit kann unter der heißen Nachmittagssonne ermüdend sein, aber Aisha findet, dass es sich lohnt:

„Die Arbeit ist sehr anstrengend, aber es macht mich glücklich, wenn ich die Dankbarkeit der Menschen spüre. Ich bin fest entschlossen, die Netze in jeden Haushalt zu bringen“, sagt sie.

UMMA ABDULHAMID, NETZVERTEILERIN

Die Netze in den Gemeinden zu verteilen, ist auch die Arbeit der Gesundheitshelferin Umma Abdulhamid. Sie hat aus erster Hand erfahren, welche Auswirkungen die Krankheit in ihrer Gemeinde hat.

Gemeinsam mit ihrem Team besucht sie täglich rund 200 Haushalte in einer Gemeinde nördlich der Stadt Kano.

„Ich engagiere mich in dem Projekt, weil ich meinen Mitmenschen helfen möchte. Ich will sie vom Nutzen der Netze überzeugen“, sagt sie. „Letzten Monat waren die Krankenhäuser voll“.

Umma hofft, dass die Netze dazu beitragen, Kinder und Schwangere zu schützen und die Wartezeiten in den Krankenhäusern zu verkürzen.

YAU MUSTAPHA, NETZVERTEILER

Als Yau Mustapha über seine im Gesundheitswesen tätige Frau von den tödlichen Auswirkungen der Malaria auf schwangere Frauen hörte, wollte auch er sich engagieren und meldete sich freiwillig, um Netze zu verteilen. Nun arbeitet er in Mazangudu, einem kleinen Bauerndorf, das mehrere Kilometer vom Stadtzentrum Kanos entfernt liegt.

Als er und sein Team durch die Gemeinde gehen, ruft Yau: „Friede sei mit euch. Wir sind hier, um Ihnen und Ihrer Familie Netze zum Schutz vor Malaria zu bringen.“ In Mazangudu gibt es keine Gesundheitseinrichtung. Wenn Menschen hier an Malaria erkranken, kann das tödliche Folgen haben, vor allem nachts. Yau ist stolz darauf, Teil der Kampagne zu sein:

„Ein einziges Leben zu retten ist mehr wert als Millionen [von Dollar]. Wer weiß, was aus den Kindern, die wir heute retten, in Zukunft noch alles werden kann“, sagt er.

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