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Warum Klimapolitik und Feminismus untrennbar sind

Eins steht fest: Klimapolitik kann nur erfolgreich sein, wenn wir weltweite Gerechtigkeit priorisieren. Deswegen fordern wir eine feministische Klimapolitik. Die Auswirkungen der Klimakrise sind eine Bedrohung für den Planeten und die Menschen, die auf ihm leben. Dürreperioden, Fluten und andere Extremwetterereignisse nehmen seit vielen Jahren zu. Sie entreißen ganzen Bevölkerungsgruppen die Lebensgrundlage – sei es das Zuhause oder landwirtschaftliche Flächen. Diese Entwicklungen haben eine große Fluchtbewegung ausgelöst: Allein 2021 haben laut der UNHCR etwa 24 Millionen Menschen ihre Heimat wegen der veränderten Bedingungen verlassen müssen. Bis 2050 sollen laut Weltbank rund 216 Millionen Menschen folgen. In diversen Krisen zeigt sich, dass Frauen und andere marginalisierte Gruppen am härtesten von ihren Auswirkungen getroffen werden. So auch von der Klimakrise: Etwa 80 Prozent der Menschen, die ihre Heimat aufgrund der Klimakrise zurücklassen müssen, sind Frauen.

Wir müssen Gerechtigkeit und Menschlichkeit in den Mittelpunkt unseres Kampfes für eine Überwindung der Klimakrise stellen – Awa Traoré

Ziele feministischer Klimapolitik

Es gilt, den Auswirkungen der Krise mit feministischer Klimapolitik zu begegnen und negative Konsequenzen präventiv zu verhindern. Maßnahmen für die Anpassungen an die Klimakrise und zur Vermeidung weiteren Schadens sind dabei richtungsweisend. Eine feministische Klimapolitik macht sich für Chancengleichheit und Gleichberechtigung aller Menschen stark. Die Industrie- und Schwellenländer, die für 2/3 der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, müssen den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius begrenzen. Um weitere Verschärfungen der Klimakrise zu vermeiden, müssen sie globale Treibhausgasneutralität zur Jahrhundertmitte erreichen. Andererseits sollen sie Länder des Globalen Südens bei der Umsetzung ihrer eigenen Klimaziele unterstützen. Die Vereinten Nationen haben sich in der Agenda 2030 diesen Zielen verschrieben. Auch der Fokus der Afrikanischen Union liegt in der Agenda 2063 darauf, die Bevölkerung stärker gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu schützen und sie durch Unterstützungssysteme widerstandsfähiger zu machen. “Wir müssen Gerechtigkeit und Menschlichkeit in den Mittelpunkt unseres Kampfes für eine Überwindung der Klimakrise stellen”, so die Aktivistin Awa Traoré.

Feministische Klimapolitik muss die Konsequenzen der Klimakrise gerecht verteilen

Die Klimakrise und die Art, wie die Weltgemeinschaft ihr politisch begegnet, steht dem Ziel einer Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller Menschen im Wege: Das 1,5 Grad-Ziel, das von den Vereinten Nationen mit dem Pariser Klimaabkommen beschlossen wurde, ist fast nicht mehr zu erreichen. Zeitgleich steigen die weltweiten Treibhausgasemmissionen jährlich und das Ziel einer internationalen Klimafinanzierung durch die Industriestaaten von 100 Milliarden US Dollar bis 2020 wurde ebenfalls noch nicht realisiert. In der heutigen Situation sind die Menschen, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, am meisten von ihren Auswirkungen betroffen. So trifft beispielsweise den Südsudan 2021 eine der schlimmsten Fluten seit Jahrzehnten. Währenddessen kämpft Kenia seit 2021 mit einer Dürreperiode und einer dadurch ausgelösten Hungerkrise. Der Südsudan war 2020 für 1,2 Millionen Tonnen ausgestoßenes CO2 verantwortlich, Kenia für nicht einmal 200.000. Dahingegen beförderte zum Beispiel Deutschland etwa 644 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre – und bleibt bis auf weiteres von den Folgen verschont. Gerecht ist das nicht.   Problematisch dabei ist auch, dass die Auswirkungen der Klimakrise die Länder am härtesten treffen, die nicht über ausgeprägte Anpassungsmechanismen oder solchen zur Schadensbegrenzung verfügen. Somit ist die Bevölkerung in weiten Teilen auf sich selbst gestellt. Frühwarnsysteme, die bevorstehende Krisen rechtzeitig erkennen, könnten zum Schutz der Bevölkerung einen großen Beitrag leisten: In Ländern ohne solche Systeme kommen bei Katastrophen durchschnittlich 4,62 von 100.000 Einwohnern ums Leben, während bei gut ausgestatteten Ländern 0,6 Menschen ihr Leben verlieren. Eine feministische Klimapolitik setzt sich dafür ein, dass Staaten überall auf der Welt über die Ressourcen verfügen, ihre Bevölkerung zu schützen und zu unterstützen.

Klimakrise als Fluchtursache

Viele Menschen sind durch die Auswirkungen der Klimakrise zur Flucht gezwungen. Dieser Umstand betrifft überproportional Frauen und andere marginalisierte Gruppen (etwa 80 Prozent der Klimageflüchteten sind Frauen). Dem liegen verschiedene Ursachen zugrunde: Frauen wird in vielen Ländern der Welt der Landbesitz erschwert. Obwohl sie mindestens die Hälfte der Arbeiter*innen in der Landwirtschaft stellen, besitzen Frauen nur etwa ein Fünftel des Landes. Dadurch ist ihnen schneller die Existenzsicherheit entzogen. Auch sind Frauen in Krisen öfter das Ziel von Gewalt. Auf der Flucht, ohne die Sicherheit eines eigenen Zuhauses sind sie körperlicher und sexueller Gewalt, Zwangsprostitution und Ausbeutung besonders stark ausgesetzt.   Im Kontrast zu dem großen Druck zu fliehen, haben Frauen aber nicht immer die Möglichkeit dazu. Wegen ihrer traditionellen Rolle als Betreuerin bleiben Frauen bei Katastrophen zusätzlich oftmals mit ihren Kindern zurück. Damit sind sie den  Auswirkungen der Klimakrise besonders stark ausgesetzt. Beispielhaft ist auch, dass simple Fähigkeiten über Leben oder Tod der Zurückbleibenden entscheiden können: in Flutkatastrophen verlieren Frauen öfter ihr Leben, weil ein großer Teil im Gegensatz zu vielen Männern nicht schwimmen kann. Sie sind den Folgen einer Überschwemmung deutlich stärker ausgeliefert. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, die die gesamte Bevölkerung zum einen resilienter gegen Katastrophen macht und die bei der Anpassung an veränderte Bedingungen helfen, um Fluchtgründen vorzubeugen. Dabei soll neben dem Aufbrechen traditioneller Geschlechternormen auch der faire Zugang zu Ressourcen stark unterstützen.

Inklusive Klimapolitik ist feministisch

Feministische Klimapolitik setzt in jeder Hinsicht auf den Einbezug der gesamten Gesellschaft. Frauen* sind  ein wichtiger Teil der Lösung für die Probleme, die sich durch die Klimakrise global ergeben und können durch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten einen gewichtigen Beitrag leisten. Dafür brauchen sie einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Ressourcen. Frauen stehen oftmals an der Spitze des Wandels: Greta Thunberg, die das Gesicht der Bewegung “Fridays for Future” wurde, Alexandria Ocasio-Cortez, die sich als Politikerin in den USA für den Green New Deal einsetzte, Vanessa Nakate, Gründerin der “Rise Up Climate” Bewegung, und die unzähligen Frauen, die sich auf der gesamten Welt engagieren.

Forderungen an eine feministische Klimapolitik

Eine feministische Klimapolitik setzt sich dafür ein, dass die gesamte Bevölkerung in klimapolitische Entscheidungen einbezogen wird. Im Sinne einer Partnerschaft auf Augenhöhe sollen internationale Klimaentscheidungen gemeinsam mit den Ländern und Akteur*innen getroffen werden, die am meisten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind. In diesem Kontext müssen die Lasten umverteilt werden: Die Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, sollen jetzt in ihren Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise unterstützt werden. Währenddessen sollen die Staaten, die einen Löwenanteil an den CO2- und Umweltbelastungen zu verantworten haben, Verantwortung übernehmen und die Einhaltung der internationalen Klimaziele priorisieren.

Finanzierung einer feministischen Klimapolitik

Wir fordern von der Bundesregierung, dass das Haushaltsversprechen, die Gelder zur Klimafinanzierung bis spätestens 2025 auf jährlich 6 Milliarden  Euro zu erhöhen, umgehend umgesetzt wird. Zusätlich müssen die Mittel bis 2025 auf 8 Milliarden Euro angehoben werden. Außerdem muss Deutschland das Erreichen der internationalen Klimafinanzierung der Industriestaaten von 100 Milliarden US-Dollar vorantreiben. Deutschland muss die Schaffung von “Green Jobs” in Ländern des Globalen Südens verstärkt unterstützen, um Wirtschaftswachstum mit Nachhaltigkeit und Existenzsicherung zu verknüpfen. Nur eine Politik, die die Bedürfnisse aller priorisiert, kann der globalen Krisen nachhaltig begegnen. Mehr über unsere Forderungen an die Bundesregierung, findest du hierFeministische Entwicklungspolitik setzt sich für ein Leben aller in Sicherheit und unter lebenswerten Bedingungen ein. Denn Feminismus ist für alle gut. Unterzeichne hier unsere Petition und fordere die Bundesregierung zum Handeln auf.  In den restlichen Blogs dieser Reihe kannst du nachlesen, wie Feminismus mit Entwicklungspolitik im Allgemeinen zusammenhängt ebenso wie mit Ernährungssicherheit und globaler Gesundheit.

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