HIV/Aids

Von der Behandlung bis zur Impfung: Ungleiche Verteilung in der Bekämpfung von HIV/Aids und was dagegen unternommen werden muss.

Der Juni des Jahres 1981 gilt weltweit als Beginn der HIV-Epidemie, die seitdem rund 36,3 Millionen Menschenleben gefordert hat. Mehr als vier Jahrzehnte nach dem Ausbruch der Epidemie wurden herausragende Fortschritte in der medizinischen Forschung erzielt: Dank moderner Tests und antiviraler Behandlungsmethoden konnte die Zahl aidsbedingter Todesfälle um rund 55% und die Zahl der Neuinfektionen um rund 52% im Vergleich zum Höhepunkt der Epidemie im Jahr 1997 reduziert worden.

Bei genauerem Hinschauen wird allerdings eins deutlich: Die Erfolge in der HIV-Bekämpfung sind weiterhin ungleich verteilt. Der Zugang zu lebensrettenden Medikamenten bleibt also abhängig vom Wohnort. Um die HIV-Epidemie endgültig zu beenden, braucht es daher nicht nur Fortschritt in der medizinischen Forschung, sondern auch politische Maßnahmen. Denn Wissenschaft allein kann die aktuellen Ungleichheiten in der globalen Gesundheitsversorgung nicht beseitigen. Der Globale Fonds ist ein Mechanismus dar, mit dem die Politik die Bekämpfung von HIV auch zukünftig vorantreiben kann.

Was ist HIV? Was ist Aids?

Die Abkürzung ‘HIV’ steht für Humanes Immundefizienz-Virus. Nach Ansteckung greift HIV das menschliche Immunsystem an und schwächt dadurch die körpereigenen Abwehrkräfte. Ohne Behandlung kann dies dazu führen, dass der Körper nicht mehr in der Lage ist eindringende Erreger wie Bakterien, Pilze oder Viren zu bekämpfen. Im fortgeschrittenen Stadium spricht man deshalb von Aids (‘Acquired Immune Deficiency Syndrome’ bzw. ‘Erworbenes Abwehrschwäche-Syndrom), wo das Immunsystem so stark beeinträchtigt ist, dass bestimmte lebensbedrohliche Erkrankungen wie schwere Lungenentzündungen nicht mehr verhindert werden können.

Übertragung, Symptome und Behandlung

Eine Ansteckung mit HIV erfolgt am häufigsten beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Das Virus kann nicht durch alltägliche Kontakte im Alltag, beim Sport oder bei der Arbeit übertragen werden. Auch die gemeinsame Nutzung von sanitären Anlagen oder Küssen stellen kein Übertragungsrisiko dar. Neben ungeschütztem Geschlechtsverkehr kann eine Ansteckung während der Schwangerschaft, Geburt, dem Stillen oder anderweitigem Kontakt mit infiziertem Blut erfolgen.

Dank moderner Therapiemethoden lässt sich das Risiko einer Infektion jedoch stark senken. Antivirale Medikamente unterdrücken die Vermehrung von HIV im Körper und halten die Viruslast so in Schach. Bei einer erfolgreichen Anwendung ist das Virus nach einiger Zeit nicht mehr im Blut nachweisbar. HIV-positive Mütter können in diesem Fall natürlich gebären. Außerdem ist das Virus in diesem Fall nicht mehr sexuell übertragbar. Um derartige Erfolge zu erzielen, ist es jedoch unabdingbar, dass die Behandlung rechtzeitig erfolgt. Dies setzt allerdings voraus, dass die HIV-Infektion möglichst frühzeitig erkannt wird. Eine Infektion kann eindeutig nur mit Hilfe eines Tests festgestellt werden, da die Symptome von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausfallen und zudem oftmals den Symptomen einer Grippe ähneln.

Von Nordamerika bis Afrika: Wie weit sind wir in der Bekämpfung von HIV?

Trotz herausragender Fortschritte in der medizinischen Forschung nach wie vor nicht heilbar. Allerdings führte die Anwendung von antiviralen Medikamenten zu einer wesentlich niedrigeren Zahl von Neuinfektionen weltweit (52% niedriger als noch im Jahr 1997) und zu einer Reduktion um circa 69% der im Zusammenhang mit Aids stehenden Todesfälle (im Vergleich zu 2004). Die Medikamente minimieren die Viruslast und verhindern somit den Ausbruch von Aids. Nichtsdestotrotz wurden im Jahr 2022 allein rund 1,3 Millionen Neuinfektionen verzeichnet. Insgesamt leben aktuell rund 39 Millionen Menschen mit HIV. Davon sind 53% Mädchen und junge Frauen. Der Großteil der mit HIV/Aids lebenden Menschen lebt in Ländern südlich der Sahara, die überproportional von der Epidemie betroffen sind. Rund 68% aller aidsbedingten Todesfälle im Jahr 2020 entfielen auf diese Region.

Die Gründe dafür sind komplex. Zum einen gestaltet sich der Zugang zu antiviralen Medikamenten schwieriger. Während in Deutschland aktuell 97% aller HIV-positiven Patienten mit antiviralen Medikamenten versorgt werden, erhalten nur 77% der Menschen in Ländern südlich der Sahara ähnliche Medikamente und nur bei 68% der Behandelten ist das Virus nicht mehr nachweisbar (im Vergleich zu 96% in Deutschland). Eine flächendeckende Versorgung wird insbesondere durch logistische Hindernisse erschwert. Abgelegenere, lokale Gesundheitszentren erleben dadurch Medikamentenengpässe, die sich negativ auf die Erfolge antiviraler Therapien auswirken können. Außerdem hatte die Covid-19 Pandemie verheerende Auswirkungen auf die weltweite Bekämpfung von HIV. Beispielsweise beeinträchtigten pandemiebedingte Schließungen den Zugang zu HIV-Gesundheitsleistungen. Unter anderem sank dadurch die Zahl der Menschen, die sich auf HIV/Aids testen ließen – in einigen Regionen um bis zu 40% im Vergleich zu 2019 (z.B. in Afrika und Asien). Laut der Weltgesundheitsorganisation ist 87% aller HIV-Infizierten in Afrika ihr Status bekannt. Heute erhalten über 29,8 Millionen Menschen weltweit eine lebensrettende Behandlung.

Wie der Globale Fonds HIV und Aids bekämpfen kann

Der Zugang zu HIV/Aids-Tests stellt neben antiviralen Medikamenten ein zentrales Element zur Bekämpfung von HIV dar. Allerdings gestaltet sich das Betreiben und Instandhalten von Testzentren schwierig. Zusätzlich verhindern Vorurteile, Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung von HIV-positiven Menschen in einigen Regionen, dass mehr Menschen sich testen lassen. Dies untergräbt nicht nur die bisher verzeichneten Fortschritte wie z.B eine reduzierte Übertragungsrate, sondern verringert auch die Erfolgschancen einer antiviralen Behandlung. Um diesen Vorurteilen entgegenzuwirken hat der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria lokale Aufklärungsprogramme ins Leben gerufen und gefördert. Dabei klären Pfleger*innen aus der jeweiligen Gemeinde über HIV-Übertragung, Ansteckung und Behandlungsmöglichkeiten auf. Außerdem unterstützt der Globale Fonds die Instandhaltung von lokalen Beratungszentren für HIV-positive Personen sowie Teststationen und setzt sich für den verbesserten Zugang zu antiviralen Medikamenten ein.

74% der Fördermittel des Globalen Fonds flossen zuletzt in besonders stark betroffene Gebiete südlich der Sahara. Dort wurden seit der Gründung des Globalen Fonds im Jahr 2002 außerordentliche Fortschritte erzielt. Beispielsweise sank die Zahl der Todesfälle um 65% und die Zahl der Neuinfektionen um 54% in Regionen, in denen der Globale Fonds aktiv ist. Darüber hinaus wurde erreicht, dass 85% aller HIV-positiven Mütter in diesen Gebieten Zugang zu antiviralen Medikamenten erhielten, was eine Übertragung an das Baby verhindert.

Die Corona-Pandemie und ihre Nachwirkungen gefährden diese hart errungenen Fortschritte und das Weiterbestehen der vielseitigen, lokalen Programme des Globalen Fonds zur Bekämpfung der HIV-Epidemie. Damit diese nicht verspielt werden, fordern wir die Bundesregierung dazu auf, ausreichend Fördermitteln für den Globalen Fonds bereitzustellen. Mit unserem Aufruf wollen wir erreichen, dass keine weiteren Rückschritte im Kampf gegen HIV/Aids verzeichnet werden und, dass jeder Mensch auf dieser Welt Zugang zu HIV-Behandlungsmethoden und Testmöglichkeiten hat – unabhängig vom Wohnort. Nur wenn wir die globalen Ungleichheiten im Zugang zu Präventionsmaßnahmen und Medikamenten beseitigen, können wir die HIV-Epidemie ein für alle Mal beenden.